Gelbfieber-Impfung

Der Gelbfieber-Imstoff ist indiziert zur aktiven Immunisierung gegen Gelbfieber bei Personen, die in Risikogebiete reisen oder in Länder, die bei Einreise ein Internationales Impfzertifikat verlangen sowie bei Personen, die mit infektiösem Materialarbeiten (z. B. Laborpersonal).

Gelbfieber Impfstoff

Das RKI empfiehlt die Gelbfieber-Impfung mit dem attenuierten Lebendimpfstoff (Stamaril) für Reisen in Gelbfieber-Endemiegebiete. Einige Länder verlangen bei der Einreise einen Nachweis dieser Impfung. Andere Länder fordern den Impfnachweis nur, wenn man aus einem Gelbfieber-Endemiegebiet einreist oder wenn ein Flughafentransit von mehr als 12 Stunden in einem solchen Land stattfindet. Die Nachweispflicht gilt in der Regel nicht für Säuglinge unter 9 Monaten.

Im Jahr 2013 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) publiziert, dass eine Dosis des Gelbfieber-Impfstoffs für die meisten Menschen ausreicht, um lebenslangen Schutz zu bieten. Die STIKO schloss sich 2015 dieser Empfehlung an und riet lediglich für bestimmte Gruppen, wie Schwangere oder Menschen mit Immundefizienz (z.B. HIV), eine Auffrischungsimpfung vorzunehmen.

Neue Empfehlung

Nach einer aktualisierten Bewertung der vorliegenden Daten hat die STIKO gemeinsam mit der Deutschen Tropenmedizinischen Gesellschaft (DTG) im Jahr 2022 ihre Impfempfehlungen angepasst. Die neue Bewertung hat gezeigt, dass lebenslange Immunität nach nur einer Impfdosis nicht garantiert werden kann. Die Stärke der abnehmenden Immunität hängt von Faktoren wie Alter und Immunstatus bei der ersten Impfung ab. Daher wird nun empfohlen, eine Auffrischungsimpfung durchzuführen, wenn 10 oder mehr Jahre seit der ersten Impfung vergangen sind und eine erneute oder fortgesetzte Exposition besteht.

Nach erfolgter zweiter Impfstoffdosis sind keine weiteren Auffrischimpfungen notwendig.
Ausnahmen und Besonderheiten gelten für bestimmte Personengruppen:

  • Schwangere, die während der Schwangerschaft eine erste Dosis erhalten haben, sollen bei erneuter oder fortgesetzter Exposition unabhängig vom Abstand eine zweite Dosis erhalten.
  • Personen mit Immundefizienz sollen bei fehlender Kontraindikation ebenfalls eine zweite Dosis erhalten, unabhängig vom zeitlichen Abstand zur Erstimpfung. Weitere Impfstoffgaben können individuell erforderlich sein.
  • Kinder, die vor dem zweiten Geburtstag geimpft wurden, sollen nach 5 oder mehr Jahren eine zweite Dosis erhalten. Wurde nur eine Dosis im Kindesalter verabreicht, ist bei erneuter Exposition im Erwachsenenalter eine weitere Dosis notwendig.

Für das internationale Impfzertifikat ist weiterhin eine Impfstoffdosis ausreichend; das Zertifikat bleibt lebenslang gültig.

Stillende Mütter von Säuglingen unter 6 Monaten sollen nicht geimpft werden. Bei Säuglingen zwischen 6 und 8 Monaten ist die Impfung nur in Ausnahmefällen, etwa bei Ausbruchssituationen, vorgesehen.

Gelbfieber-Impfstoffe

Der Impfstoff sollte mindestens 10 Tage vor Einreise in ein Endemiegebiet verabreicht werden, da vor Ablauf dieser Zeit möglicherweise kein ausreichender Impfschutz aufgebaut wird.

Nebenwirkungen:

  • sehr häufige Nebenwirkungen: Inappetenz, Benommenheit, Kopfschmerzen, Emesis, Myalgie, Reizbarkeit, Fieber, Asthenie, Schmerzen/Empfindlichkeiten an der Injektionsstelle
  • häufige Nebenwirkungen: Nausea, Exantheme, Arthralgie
  • gelegentliche Nebenwirkungen: Vertigo, Abdominalschmerzen, Pruritus, Papeln an der Injektionsstelle
  • seltene Nebenwirkungen: Rhinitis, Diarrhö
  • sehr seltene Nebenwirkungen: YEL-AND und YEL-AVD
  • unbekannte Häufigkeit: Lymphadenopathie, anaphylaktoiude Reaktionen (einschließlich Angioödem), Parästhesien, Urtikaria, influenzaartige Beschwerden

In sehr seltenen Fällen wurden nach der Gelbfieber-Impfung neurotrophe (YEL-AND) und viszerotrophe (YEL-AVD) Erkrankungen beobachtet. YEL-AND tritt meist innerhalb von 30 Tagen nach der Impfung auf, wobei das Risiko bei Personen über 60 Jahren und unter 9 Monaten sowie bei Personen mit Immunschwäche höher ist. Symptome sind hohes Fieber, Kopfschmerzen, Verwirrung, Persönlichkeitsveränderungen, extreme Müdigkeit, steifer Nacken, Anfälle oder Bewegungs- bzw. Gefühlsverlust.

YEL-AVD tritt normalerweise innerhalb von 10 Tagen nach der Impfung auf und zeigt einen ähnlich schweren Verlauf wie bei einer Wildvirus-Infektion. Die Sterblichkeitsrate liegt bei etwa 60%. Das Risiko ist bei Personen über 60 Jahren sowie bei Personen mit Thymusproblemen höher. Symptome sind Fieber, Muskelschmerzen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Blutdruckabfall und können sich zu Leberfunktionsstörungen, Gelbsucht, Muskelzytolyse, Thrombozytopenie sowie akuter Atem- und Niereninsuffizienz entwickeln.

Geimpfte Personen sollten bei Auftreten solcher Symptome medizinische Hilfe suchen und medizinisches Personal darüber informieren, dass sie gegen Gelbfieber geimpft wurden.

Kontraindikationen/Impfverbote

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile
  • Überempfindlichkeit gegen Eier oder Hühnerproteine
  • schwere Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Anaphylaxie) nach einer früheren Gabe eines Gelbfieber-Impfstoffs
  • Alter unter 6 Monaten
  • Immunsuppression, kongenital, idiopathisch oder nach Behandlung mit systemischen Steroiden (in einer höheren als der Standard-Dosierung von topischen oder inhalativen Steroiden), nach Bestrahlung oder nach Behandlung mit Zytostatika
  • Dysfunktion des Thymus in der Anamnese (einschließlich Myasthenia gravis, Thymom und Thymektomie)
  • symptomatische HIV-Infektion
  • asymptomatische HIV-Infektion bei nachgewiesener verminderter Immunfunktion
  • mäßige oder schwere fieberhafte Erkrankungen oder akute Erkrankungen
  • in Schwangerschaft nur nach sorgfältiger Nutzen/Risiko-Abwägung
  • Impfstoff darf keinesfalls intravasal verabreicht werden
  • bei stillenden Frauen darf die Impfung gegen Gelbfieber nicht erfolgen, da weltweit vereinzelte Fälle beschrieben wurden, in denen gestillte Säuglinge nach Impfung der Mutter gegen Gelbfieber an einer Enzephalitis erkrankt sind

Impfschutz und Impfschema

  • Impfschutz: 93 bis 100 Prozent für mindestens 10 Jahre (möglicherweise lebenslang), Einsetzen etwa 10 Tage nach Gabe
  • Impfschema: einmalige Gabe vor erwartbarer Exposition mit dem Erreger (Reisen, Hilfseinsätze, medizinisches Personal)
  • Vor erneuter oder bei fortgesetzter Exposition sollte einmalig eine Auffrischimpfung erfolgen, sofern 10 oder mehr Jahre seit der Erstimpfung vergangen sind.

Impfempfehlungen laut STIKO

  • Für alle Menschen, die in Risikogebiete fahren
  • Risikogebiete: afrikanische Länder entlang des Äquators und südlich der Sahara, Südamerika: Brasilien, Venezuela, Kolumbien, Peru und Bolivien
  • Vor erneuter oder bei fortgesetzter Exposition sollte einmalig eine Auffrischimpfung erfolgen, sofern 10 oder mehr Jahre seit der Erstimpfung vergangen sind. Nach erfolgter 2. Impfstoffdosis sind keine weiteren Auffrischimpfungen notwendig. Ausnahmen und Besonderheiten bei bestimmten Personengruppen sind zu beachten (Schwangere, Personen mit Immundefizienz, Kinder)

Impfvorschriften für Reisende

Urlauber sollen den Gelbfieber-Impfstatus grundsätzlich prüfen, ehe sie zu einer Auslandsreise aufbrechen. Viele Staaten verweigern ohne gültigen Nachweis einer Gelbfieber-Impfung das Visum bzw. die Einreise. Das gilt insbesondere bei Einreisen aus einem Land, in dem Gelbfieber generell vorkommt oder in jüngerer Zeit ausgebrochen war. Wer sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen kann, kann eine Impfbefreiung in den internationalen Impfausweis eintragen lassen. Grenzbehörden sind allerdings nicht verpflichtet, diesen anzuerkennen und können Reisende ggfs. an der Grenze abweisen. Schwangeren rät das RKI grundsätzlich von Reisen in Gelbfiebergebiete ab. Älteren Menschen wird eine individuelle Risikoabwägung beim Arzt empfohlen.

Eine Liste der Länder mit der Gefahr einer Gelbfieber-Übertragung und der Länder, die bei Einreise den Nachweis einer Gelbfieber-Impfung fordern, stellt die WHO zur Verfügung. Weitere Informationen s. Reiseimpfempfehlungen der STIKO und der DTG.

Quelle:
  1. Robert-Koch-Institut (RKI): Epidemiologisches Bulletin 4/2023, Stand 26.01.2023
  2. Fachinformation Stamaril
  3. Robert-Koch-Institut (RKI), Ständige Impfkommission (STIKO); Epidemiologisches Bulletin 4 | 2025, Stand: 23.01.2025.
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