Akne ist die häufigste Hauterkrankung. Sie tritt vor allem im Jugendalter auf, kann aber auch bis ins Erwachsenenalter persistieren. Sie ist charakterisiert durch typische Hauteffloreszenzen.
Akne ist die häufigste Hauterkrankung überhaupt. Sie stellt ein sehr komplexes Krankheitsbild mit zahlreichen Subtypen dar. Sie kann akut bis chronisch verlaufen.
Die Vielfältigkeit und Komplexität dieser Erkrankung spiegelt sich nicht zuletzt in ihren zahlreichen Einteilungsformen wider:
Nach dem Lebensalter kann man unterscheiden:
Acne neonatorum: Akne bei Neugeborenen
Acne infantum: Akne im vorpubertären Kindesalter
Acne tarda: Akne im fortgeschrittenen Erwachsenenalter
Nach der klinischen Ausprägung und Schwereform werden folgende Unterformen der Acne vulgaris differenziert:
Acne comedonica: ist gekennzeichnet durch Komedone und allenfalls wenige Papeln
Acne papulo-pustolosa: bei dieser Akneform stehen die Papeln und Pusteln im Vordergrund
Acne conglobata: bei dieser Akneform kommt es zusätzlich zu den Komedonen, Papeln und Pusteln zu Fistelkomedonen und Knoten, welche nicht selten zu erheblichen Vernarbungen führen
Epidemiologie
Die Akne tritt vor allem im Jugendalter auf und wird dort mit einer Prävalenz von 70-95% vorgefunden. Betroffen sind vor allem das Gesicht sowie der obere Stamm. Meist sind männliche Individuen betroffen, welche auch höhere Schweregrade zeigen. 60% der Aknepatienten haben milde Verläufe, die keiner ärztlichen Therapie bedürfen, wohingegen 40% von schweren Verläufen betroffen sind und ärztlich behandelt werden sollten. Akne tritt vor allem zwischen dem 14. Lebensjahr und dem Beginn des 3. Lebensjahrzehnts auf. Bis zu 20-40% der Aknepatienten leiden auch jenseits ihres 25. Lebensjahres an der Erkrankung.
Eine familiäre Disposition (v.a. von maternaler Seite aus) geht signifikant häufiger mit einem schweren Verlauf der Akne einher. Ferner können externe Faktoren den Schwergrad der Akne beeinflussen. Hier sind vor allem androgene Hormone, Leistungssport, Nikotin und Ernährungsfaktoren (hoher hyperglykämischer Index) zu nennen.
Es verwundert daher nicht, dass Akne mit 22-32% die häufigste dermatologische Diagnose ist. Die Erkrankung verläuft akut bis chronisch und kann zur Vernarbungen führen.
Ursachen
Die Ursachen für die Entwicklung einer Akne sind multifaktoriell und nicht komplett geklärt. Eine wichtige Rolle konnte für Androgene (v.a. DHEA-S), Hautlipide und regulierende Neuropeptide gezeigt werden. Zudem wurde von einer familiären Form, die besonders bei Zwillingen vorliegt, berichtet.
Pathogenese
Traditionell wird angenommen, dass verschiedene Faktoren die Akneentstehung bedingen. Dies sind unter anderem eine gestörte follikuläre Differenzierung mit verstärkter Verhornung, mikrobieller Hyperkolonisation und Entzündungsreaktionen.
So konnte gezeigt werden, dass Mikrokomedonen als initiale Akneeffloreszenzen mit einer Aktivierung des vaskulären Endothels und einer Beteiligung entzündlicher Prozesse assoziiert sind. Es wird vermutet, dass Akne von Erkrankungsbeginn an eine entzündliche Erkrankung ist. Diese entzündlichen Prozesse können unter anderem durch Rauchen sowie der Besiedlung mit follikulären Bakterien verstärkt werden. Bezüglich des Rauchens konnte in einigen Studien zwischen der Anzahl an täglich gerauchten Zigaretten und dem Akneschweregrad eine positive Assoziation gezeigt werden, wohingegen andere keine Verbindung zeigen konnten.
Die Rolle der Ernährung im Rahmen der Aknepathogenese ist immer noch strittig.
Zudem liegt bei der Akne eine erhöhte Talgdrüsenaktivität mit Seborrhoe vor. Es konnte sowohl gezeigt werden, dass die Betroffenen größere Talgdrüsen aufweisen als auch dass diese signifikant mehr Einzelläppchen pro Drüse besitzen. Der Schweregrad der Erkrankung ist in der Regel proportional zur produzierten Talgmenge.
Die Talgdrüsenaktivität wird außerdem durch eine Hyperandrogenämie bzw. Hyperandrogenismus gefördert. Die betroffene Haut weist eine höhere Dichte an Androgenrezeptoren sowie eine höhere 5-Alpha-Reduktase-Aktivität auf. Antiandrogene hingegen reduzieren die Produktion sebozytärer Lipide und führen damit zu einer Verbesserung der Akne.
Neure Forschungsergebnisse weisen ferner auf eine genetische Komponente hin. Bei Frauen beeinflussen ein unregelmäßiger Menstruationszyklus sowie das Vorhandensein einer Schwangerschaft den Verlauf einer bestehenden Akne. Zudem scheinen individuelle Faktoren bei der Akneentstehung eine Rolle zu spielen. Hierzu werden z. B. klimatische Faktoren wie Luftfeuchtigkeit oder UV-Strahlung gezählt. Außerdem können bestimmte Medikamente Akne auslösen oder verschlechtern.
Symptome
Die Erkrankung Akne verläuft sehr individuell und ist in der Regel chronisch. Der häufigste Verlauf ist eine langsame Zunahme der klinischen Zeichen über Monate bis zu einem Jahr, welche dann von einer kontinuierlichen Phase abgelöst wird und schließlich in eine Regression zum Ende des zweiten Lebensjahrzehnts mündet.
Im Rahmen der Akne treten verschiedene Hauteffloreszenzen auf. Durch Manipulation der Komedonen können Zysten oder Narben entstehen. Diese können jedoch bei schweren Akneformen (Acne conglobata) auch ohne vorherige Manipulation auftreten. Bevorzugte Lokalisationen an denen Akne auftritt ist das Gesicht sowie die medialen Brust- und Rückenabschnitte.
Primäre Effloreszenzen
Nicht inflammatorische Läsionen:
Komedonen (offen und geschlossen)
Inflammatorische Läsionen:
Papeln
Pusteln
Knötchen
Knoten
Sekundäre Effloreszenzen
Krusten
Zysten
Fistelkomedonen
Drainierende Sinus
Narben
Als Risikofaktoren für die Narbenbildung bei Akne sind aktuell unter anderem bekannt:
Häufige Rezidive
Früher Beginn der Akne
Verstärkte persistierende Entzündungsreaktion
Positive Familienanamnese
Beachtung finden muss auch die psychische Belastung der betroffenen Patienten. Die Lebensqualität ist ähnlich wie bei anderen chronisch-entzündlichen Dermatosen wie Psoriasis und Neurodermitis eingeschränkt.
Diagnostik
Nach einer ausführlichen Anamnese erfolgt die gründliche Untersuchung der Haut. Die klinische Diagnose Akne wird an Hand des typischen Erscheinungsbildes gestellt.
Schweregrade
Die Akne wird in drei Schweregrade eingeteilt: leicht (Acne comedonica), mittelschwer (Acne papulopustulosa) und schwer (Acne conglobata). Sie kann nach Kligman/Plewig zudem anhand der Anzahl der auftretenden Effloreszenzen in vier Untergrade eingeteilt werden.
Hormondiagnostik
Die meisten Akne Patienten weisen normale Hormonspiegel im Serum auf. Eine Hormondiagnostik sollte hingegen erfolgen bei:
Kindern, die post partum länger als 16-24 Wochen an Akne leiden
Kinder, die Akne zwischen dem 3. und 7.Lebensjahr entwickeln
Frauen mit Acne tarda
erwachsenen Frauen mit Akne, bei ausbleibendem Therapieerfolg
Mikrobielle Diagnostik
Eine mikrobielle Diagnostik mittels Abstrichen wird bei Akne nicht routinemäßig empfohlen, sondern sollte besonderen Fällen vorenthalten bleiben:
zur Differentialdiagnose bei akneiformen klinischen Bildern
in speziellen Situationen im Verlauf der Aknetherapie (z. B. Verschlechterung Akne unter Therapie mit Isotretinoin, sofortiges Rezidiv nach initial erfolgreicher Therapie mittels topischen Antibiotika und ausbleibendes Ansprechen auf systemische antibiotische Therapie)
In der Anfangsdiagnostik der Erkrankung kann die Beurteilung der Lebensqualität sinnvoll sein, um deren Einschränkung und psychische Komorbiditäten zu erfassen.
Differentialdiagnosen
Differentialdiagnostisch müssen von der Akne akneiforme Krankheitsbilder unterschieden werden:
Acne aestivalis: sogenannte Mallorca-Akne, ist eine genetisch prädisponierte photoreaktive Erkrankung
Acne cosmetica: tritt nach der Verwendung von komedogenen Kosmetika auf
Acne medicamentosa: wird durch bestimmte Medikamente verursacht. Hierzu zählen z.B. Lithium, Glukokortikosteroide, bestimmte Antibiotika (Azathioprin) und Anabolika
Acne venenata: wird durch den Kontakt mit bestimmten chemischen Substanzen verursacht. Hierzu zählen vor allem Chlor, Öl und Teer.
Therapie
Die Therapie der Akne ist so komplex wie das Krankheitsbild. Ziele sind eine rasche Abheilung der entzündlichen Läsionen unter rascher Wirksamkeit und guter Verträglichkeit. Der Entstehung von Rezidiven und Narben sollte durch eine adäquate Therapie vorgebeugt werden. Bei vorliegenden Einschränkungen der Lebensqualität ist ein Ziel diese wieder zu verbessern. Die Aknetherapie sollte gemäß der AWMF-Leitlinie wie nachfolgend präsentiert stadienadaptiert erfolgen:
Der Wirkmechanismus von Benzoylperoxid umfasst oxidative Abbauvorgänge und die Entwicklung von freien Radikalen. Die Folge ist eine Reduktion der Proprionibakterien. Bei der Anwendung ist häufig eine 8-wöchige Zeitspanne ausreichend, jedoch ist auch eine Dauererhaltungstherapie möglich.
Topische Retinoide
Die topischen Retinoide werden als Basistherapeutikum im Rahmen der Aknetherapie eingesetzt.
Ihre Wirkung beruht auf der Entzündungshemmung und Reduktion der Komedone. Man unterscheidet drei Substanzklassen: Adapalene, Tretinoin und Isotretinoin. Zu bevorzugen ist der Einsatz von Adapalene auf Grund seiner guten Verträglichkeit und seines guten Wirkprofils (gute antikomedogene und komedolytische Wirkung).
Topische Antibiotika
Die topischen Antibotika sollten nur in Kombination mit topischen Retinoiden und/oder Benzoylperoxid verwendet werden. Sie wirken über eine Reduktion pro-inflammatorischer Mechanismen und einer Verminderung der Kolonisation der Talgdrüsenfollikel mit Bakterien, z. B. Propionibacterium acnes. Die Therapie sollte so lange durchgeführt werden, bis das pustulöse Stadium sicher aufgehört hat und auf Grund einer möglichen Resistenzentwicklung maximal 6 Wochen anhalten.
Azelainsäure wirkt sowohl komedolytisch, antikomedogen als auch antimikrobiell und anti-inflammatorisch.
Systemische Antibiotika
Die systemische Antibiotikatherapie findet ihre Anwendung bei höhergradigen Akneformen, sowie bei nicht ausreichendem Therapieerfolg einer topischen Therapie. Eingesetzte Präparate in der systemischen Antibiotikatherapie sind in der Regel Doxycyclin und Minocyclin. Sie sollten in Kombination mit topischer Basistherapie (Retinoide und/oder Benzoylperoxid), Azelainsäure und/oder bei Frauen mit oralen hormonellen Antiandrogenen verwendet werden. Ihr Einsatz führt zu einer Verminderung der Kolonisation der Talgdrüsen mit Propionibacterium acnes sowie einer Reduktion pro-inflammatorischer Prozesse.
Systemisches Isotretinoin
Der systemische Einsatz von Isoretinoin ist bei schwerer Akne indiziert, die keinen ausreichenden Therapieerfolg bei einer systemischen Antibiotikatherapie und topischer Therapie zeigt.
Isotretinoin wirkt über die Reduktion der Komedogenese, Reduktion der Talgdrüsengröße und Sebumproduktion und Verminderung der Bakterienzahl. Des Weiteren besitzt es eine anti-inflammatorische Wirkung. Als besondere unerwünschte Arzneimittelwirkung ist bei Isotretinoin vor allem die hohe dosisunabhängige Teratogenität zu beachten.
Sonstige Medikamente
Als antiseborrhoische Therapie können Antiandrogene oder Östrogene eingesetzt werden.
Lichttherapie
Der Einsatz von UV-Licht wird aufgrund des ungünstigen Nutzen/Risiko-Profils (Karzinogenese) nicht empfohlen. Der Einsatz von Blaulicht kann gemäß der AWMF-Leitlinie bei leichter bis mittelschwerer Akne in Kombination mit topischen und systemischen Therapien erwogen werden.
Prognose
Akne ist eine Erkrankung, die ihren Erkrankungsgipfel im Jugendalter hat. Häufig bildet sich die Erkrankung bis zum Erreichen des 25. Lebensjahres zurück. Zum Teil bleibt die Akne jedoch darüber hinaus bestehen (persistierende Akne).
Die leichteren Akneformen heilen zumeist komplikationslos ab. Es gibt jedoch auch das Risiko der schweren Narbenbildung bei Akne.
Der individuelle Verlauf der Akne ist schwer vorherzusagen. Man weiß jedoch aus Studien, dass eine familiäre Disposition, v. a. von maternaler Seite aus, signifikant häufiger mit einem schweren Verlauf der Akne einher geht.
Akne ist eine Erkrankung die schweregradunabhängig zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität führen kann.
Prophylaxe
Einer typischen Akne kann man nur bedingt vorbeugen, da die Pathogenese multifaktoriell ist.
Man kann jedoch versuchen die gesunde Hautfunktion zu stärken. Bestimmte Kosmetikprodukte können die Entstehung von akneiformen Krankheitsbildern fördern oder gar erst bedingen. Bei der Verwendung von Kosmetika sollte daher auf die Bezeichnung „nicht komedogen“ geachtet werden. Zudem sollten mechanische Manipulationen an Komedonen etc. unterlassen werden, da vor allem Entzündungsreaktionen Narben bedingen. Auch sollte, sofern eine medizinische Aknetherapie indiziert ist, selbige möglichst früh beginnen, um die Entzündungsreaktion rasch zu reduzieren. Wie oben beschrieben, ist es jedoch nicht immer möglich Narbenbildung zu vermeiden.
Hinweise
Akne ist eine Erkrankung, die vor allem im Jugendalter auftritt, sich aber auch bis ins späte Erwachsenenalter ziehen kann. Bei etwa einem Drittel der Betroffenen ist aufgrund des Schweregrades eine ärztliche Behandlung notwendig. Diese sollte möglichst frühzeitig begonnen werden. Akne kann mit schwerer Narbenbildung einhergehen. Diese ist vor allem bei familiärer Disposition und einem frühen Erkrankungsbeginn wahrscheinlich.
Akne geht häufig mit einer Einschränkung der Lebensqualität einher.
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