EU-Zulassung für Jyseleca bei Rheumatoider Arthritis

Mit Jyseleca (Filgotinib) kommt ein weiterer Januskinase-Hemmer (JAK-Hemmer) zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis auf den deutschen Markt. Jyseleca wird allein oder in Kombination mit Methotrexat, angewendet.

Rheuma an der Hand

Nachdem Jyseleca des Pharmazie- und Biotechnologieunternehmens Gilead vom Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) eine positive Stellungnahme für die Zulassung erhalten hatte, wurde das Arzneimittel schließlich durch die Europäische Kommission am 25. September 2020 zugelassen. Das Arzneimittel wird zum 15. Oktober in Deutschland verfügbar sein. Jyseleca ist neben Baricitinib (Olumiant) Ruxolitinib (Jakavi), Tofacitinib (Xeljanz) und Upadacitinib (Rinvoq) der fünfte zugelassene Januskinase- (JAK-)Hemmer.

Was ist Jyseleca und wofür wird es angewendet?

Jyseleca mit dem Wirkstoff Filgotinib ist ein Adenosintriphosphat (ATP)-kompetitiver und reversibler Inhibitor der Janus-Kinase. Das Arzneimittel ist zur Behandlung von Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer rheumatoider Arthritis zugelassen, die auf ein oder mehrere krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs) unzureichend angesprochen oder diese nicht vertragen haben.

Wie wird Jyseleca angewendet?

Jyseleca ist als in Form von Tabletten für die orale Anwendung erhältlich. Jyseleca kann als Monotherapie oder in Kombination mit Methotrexat (MTX) angewendet werden.

Dosierung

Die empfohlene Dosis beträgt 200 mg Filgotinib einmal täglich. Für Patienten ab einem Alter von 75 Jahren oder für Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung (CrCl 15 bis < 60 ml/min) wird eine Anfangsdosis von 100 mg einmal täglich empfohlen.

Wie wirkt Jyseleca?

Filgotinib ist ein Adenosintriphosphat (ATP)-kompetitiver und reversibler Inhibitor der JAK-1, die vor allem für die Signalübertragung inflammatorischer Zytokine von Bedeutung ist. JAKs sind intrazelluläre Enzyme, die Signale, ausgelöst durch die Bindung von Zytokinen oder Wachstumsfaktoren, an die jeweiligen Rezeptoren auf der Zellmembran weiterleiten. Sie spielen u.a. eine wichtige Rolle beim Entzündungsprozess, der bei rheumatoider Arthritis stattfindet. In der nachgeschalteten komplexen Signalkaskade phosphorylieren und aktivieren JAKs Signaltransduktoren und Aktivatoren der Transkription (signal transducers and activators of transcription, STATs), welche die intrazelluläre Aktivität, einschließlich der Genexpression, modulieren.

Gegenanzeigen

Jyseleca darf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der genannten sonstigen Bestandteile
  • Aktiver Tuberkulose (TB)
  • Aktiven schweren Infektionen
  • Schwangerschaft Nebenwirkungen

Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen unter der Anwendung von Jyseleca sind:

  • Übelkeit (3,5%)
  • Infektion der oberen Atemwege (3,3%)
  • Infektion des Harntrakts (1,7%)
  • Schwindelgefühl (1,2%)

Wechselwirkungen

Bei der Anwendung folgender Verbindungen kann es zu Wechselwirkungen mit Filgotinib kommen:

  • Carboxylesterase 2 (CES2)-Hemmer wie Fenofibrat, Carvedilol, Diltiazem oder Simvastatin: Filgotinib wird hauptsächlich durch CES2 metabolisiert Die klinische Relevanz dieser Wechselwirkung ist nicht bekannt.
  • CYP1A2-Substrate mit einer geringen therapeutischen Breite: In-vitro-Studien sind bezüglich einer potenziellen Induktion oder Inhibition von CYP1A2 durch Filgotinib nicht eindeutig. Die potenzielle In-vivo-Wirkung der gleichzeitigen Induktion und Inhibition von CYP1A2 durch Filgotinib ist nicht bekannt, weshalb die gleichzeitige Anwendung von CYP1A2-Substraten mit einer geringen therapeutischen Breite nur mit Vorsicht erfolgen sollte.
  • P-gp- oder BCRP-Substrate: In-vitro-Studien sind bezüglich einer potenziellen Inhibition von P-gp oder BCRP durch den primären Metaboliten von Filgotinib, GS-829845, nicht eindeutig. Eine In-vivo-Inhibition dieser Transporter kann nicht ausgeschlossen werden, und bei einer gemeinsamen Anwendung von Substraten mit einer geringen therapeutischen Breite (z. B. Digoxin) mit Filgotinib ist Vorsicht geboten.
  • OATP1B1- oder OATP1B3-Substrate z. B. Valsartan, Statine: In-vitro-Studien lassen darauf schließen, dass Filgotinib und sein primärer Metabolit GS-829845 Inhibitoren von OATP1B1 und OATP1B3 sind. Es wurden keine klinischen Studien zur Untersuchung der Wechselwirkungen mit OATP1B1- und OATP1B3-Substraten durchgeführt. Daher kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine gleichzeitige Anwendung möglicherweise die Exposition gegenüber diesen erhöht. 

Studienlage

Drei randomisierte, doppelblinde, multizentrische Phase-III-Studien (FINCH 1, 2 und 3) an Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis, die gemäß den Kriterien des American College of Rheumatology (ACR) / der European League Against Rheumatism (EULAR) von 2010 diagnostiziert wurden, ergaben, dass Jyseleca die Symptome bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer rheumatoider Arthritis um mindestens 20% linderte. In allen drei Studien wurden in Woche 2 höhere ACR20-Ansprechraten im Vergleich zu Placebo oder MTX erreicht und das Ansprechen wurde bis Woche 52 aufrechterhalten.

In der ersten Studie wurden 1755 Patienten untersucht, deren Erkrankung mit MTX nicht ausreichend kontrolliert werden konnte. Alle Patienten nahmen während der Studie weiterhin MTX ein. Bei 77% der Patienten, die täglich Jyseleca 200 mg einnahmen, besserten sich die Symptome nach 12 Wochen, verglichen mit 71% der Patienten, die mit Adalimumab behandelt wurden, und 50% der Patienten, die Placebo erhielten.

An der zweiten Studie nahmen 448 Patienten teil, deren Erkrankung mit biologischen DMARDs nicht ausreichend kontrolliert worden war. Alle Patienten nahmen weiter die konventionellen DMARDs ein, wobei etwa 80% MTX erhielten. Bei 66% der Patienten, die täglich Jyseleca 200 mg einnahmen, besserten sich die Symptome nach 12 Wochen, im Vergleich zu 31% der Patienten, die Placebo bekamen.

In der dritten Studie wurden 1 249 Patienten untersucht, die zuvor kein MTX erhalten hatten, bei denen das Risiko einer Verschlimmerung der Krankheit jedoch hoch war. Nach 24 Wochen besserten sich die Symptome bei 81% der Patienten, die sowohl Jyseleca (200 mg täglich) als auch MTX einnahmen, verglichen mit 78% der Patienten, die nur Jyseleca anwendeten, und 71% der Patienten, die nur MTX einnahmen.

Quelle:
  1. Fachinformation Jyseleca
  2. EMA Jyseleca
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