Neueinführung Blenrep bei multiplem Myelom

Blenrep (Belantamab-Mafodotin) ist die erste zugelassene Therapie beim Multiplen Myelom, die sich gegen das B-Zell-Reifungsantigen (BCMA) richtet. Für Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem multiplem Myelom stehen aktuell nur begrenzte Therapieoptionen zur Verfügung und die Prognose ist ungünstig.

Multiples Myelom

Hintergrund

Nachdem die Europäische Kommission für Blenrep (Belantamab-Mafodotin) des britischen Pharmaunternehmens GlaxoSmithKline eine bedingte Marktzulassung als Monotherapie zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit multiplem Myelom in Europa erteilt hat, wird das Medikament nun zum 15. September 2020 in Deutschland verfügbar sein.

Was ist Blenrep und wofür wird es angewendet?

Blenrep (Belantamab-Mafodotin) ist ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, das einen humanisierten monoklonalen Antikörper gegen das B-Zell-Reifungs-Antigen (BCMA) beinhaltet. Blenrep ist indiziert als Monotherapie zur Behandlung des multiplen Myeloms bei erwachsenen Patienten, die bereits mindestens vier Therapien erhalten haben und deren Erkrankung refraktär gegenüber mindestens einem Proteasom-Inhibitor, einem Immunmodulator und einem monoklonalen Anti-CD38-Antikörper ist, und die während der letzten Therapie eine Krankheitsprogression zeigten.

Wie wird Blenrep angewendet?

Blenrep wird als intravenöse Infusion angewendet und sollte über einen Zeitraum von mindestens 30 Minuten infundiert werden.

Dosierung

Die empfohlene Dosis für Blenrep beträgt 2,5 mg/kg Körpergewicht, verabreicht als intravenöse Infusion alle 3 Wochen. Es wird empfohlen, die Behandlung bis zur Progression der Erkrankung oder einer inakzeptablen Toxizität fortzusetzen.

Wie wirkt Blenrep?

Blenrep ist ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, bestehend aus dem monoklonalen IgG1κ-Antikörper Belantamab, der gegen das B-Zell-Reifungsantigen (B-cell maturation antigen, BCMA) gerichtet ist, das auf Zellen des Multiplen Myeloms, jedoch nicht auf gesunden B-Zellen vorhanden ist und dem zytotoxischen Wirkstoff Monomethylauristatin F (MMAF).

MMAF ist über einen Linker kovalent an den Antikörper gebunden. Bindet das Konjugat über die Antikörper-Komponente an BCMA, wird es in die Zelle internalisiert und MMAF freigesetzt. Dies führt zum Zellzyklus-Arrest und zur Apoptose, da MMAF die Tubulin-Polymerisation in der Zelle hemmt. Der Antikörper verbessert zudem die Rekrutierung und Aktivierung von Immuneffektorzellen, die Tumorzellen durch eine antikörperabhängige zelluläre Zytotoxizität und Phagozytose abtöten.

Ähnliche Vertreter

MMAF ähnelt Monomethylauristatin E (MMAE), das in anderen Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten wie Polatuzumab Vedotin (Polivy) und Brentuximab Vedotin (Adcetris) enthalten ist. Mit Idecabtagen-Vicleucel arbeitet die Firma Celgene an CAR-T-Zellen, die gegen BCMA gerichtet sind. Auch dieses Medikament soll beim Multiplen Myelom eingesetzt werden.

Gegenanzeigen

Blenrep darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegenüber den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen (≥ 30%), die in der klinischen Studie »205678 BLENREP« an 95 Patienten auftraten waren:

  • Keratopathie (71%)
  • Thrombozytopenie (38%)

Die am häufigsten berichteten schwerwiegenden Nebenwirkungen waren:

  • Pneumonie (7%)
  • Pyrexie (7%)
  • infusionsbedingte Reaktionen (3%)

Ein dauerhafter Abbruch aufgrund einer Nebenwirkung erfolgte bei 9% der Patienten, wobei 3% der Abbrüche mit okularen Nebenwirkungen zusammenhing.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen mit Belantamab-Mafodotin durchgeführt. Auf Grundlage der verfügbaren in vitro- und klinischer Daten besteht ein geringes Risiko pharmakokinetischer oder pharmakodynamischer Arzneimittelwechselwirkungen.

Studienlage

Grundlage der Zulassung sind Ergebnisse der offenen, unverblindeten zweiarmigen Phase-II-Studie DREAMM-2 (DRiving Excellence in Approaches to Multiple Myeloma), einschließlich einer 13-monatigen Nachbeobachtung. Hier führte eine Dosierung von 2,5 mg/kg KG (i.v.) Blenrep alle 3 Wochen zu einer Gesamtansprechrate von 32% (21,7-43,6, 97,5%-KI). Durchschnittlich sprachen die Patienten elf Monate an und das mediane Gesamtüberleben betrug knapp 14 Monate.

Die Leiterin der klinischen Prüfung der DREAMM-2-Studie in Deutschland kommentierte: „Trotz der Behandlungsfortschritte ist das multiple Myelom bisher unheilbar und die Patienten müssen mehrere Therapielinien durchlaufen. Mit jedem Rückfall verschlechtert sich die Prognose. Mit der Zulassung von Blenrep mit seinem neuartigen Wirkmechanismus steht uns eine neue Behandlungsklasse für Patienten zur Verfügung, deren Tumor nicht mehr auf andere therapeutische Standardoptionen anspricht.“

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