
Zum 1. März 2019 wird Rubraca von der Clovis Oncology Germany GmbH in Deutschland eingeführt. Neben Olaparib und Niraparib ist das Präparat mit dem Wirkstoff Rucaparib der dritte in der EU zugelassene PARP-Inhibitor.
Ovarialkarzinome sind selten, weshalb Rubraca im Oktober 2012 als Arzneimittel für seltene Erkrankungen (Orphan-Arzneimittel) ausgewiesen wurde.
Wofür wird Rubraca angewendet?
Rubraca ist indiziert zur Monotherapie für die Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patientinnen mit platinsensitivem, rezidiviertem, high-grade epithelialem Ovarial-, Eileiter- oder primärem Peritonealkarzinom. Die Patientinnen müssen nach der zuvor erhaltenen, platinbasierten Chemotherapie (zwei oder mehr Linien) in einer vollständigen oder partiellen Remission sein und nicht länger mit diesen Arzneimitteln behandelt werden können.
Weiterhin ist Rubraca als Monotherapie zur Behandlung von erwachsenen Patientinnen mit platinsensitivem, rezidiviertem oder progressivem, high-grade epithelialem Ovarial-, Eileiter- oder Peritonealkarzinom mit BRCA-Mutationen (Keimbahn und/oder somatisch) zugelassen, wenn zuvor zwei oder mehr platinbasierte Chemotherapien durchgeführt wurden und keine weitere platinbasierte Chemotherapie toleriert wird.
Der Nachweise von BRCA-Mutationen ist vor Therapie mit Rubraca erforderlich, wenn das Medikament bei Patientinnen mit einem rezidivierten oder progredienten Ovarial-, Eileiter- oder primärem Peritonealkarzinom eingesetzt wird. Die Testung muss mit einem validierten Test auf schädigende Keimbahn- bzw. somatische Mutationen in den Genen Brustkrebs 1 oder 2 (BRCA 1 oder 2) erfolgen. Zur Erhaltungstehrapie mit Rubraca bei erwachsenen Patientinnen mit rezidiviertem high-grade epithelialem Ovarial-, Eileiter- oder primärem Peritonealkarzinom, die nach einer platinbasierten Chemotherapie in partieller oder vollständiger Remission sind, muss keine BRCA-Testung durchgeführt werden.
Wirkung von Rubraca
Der in Rubraca enthaltene Wirkstoff Rucaparib gehört zu den PARP-Inhibitoren. PARP-Inhibitoren hemmen das Enzym Poly-ADP-Ribose-Polymerase (PARP). Dadurch verhindert diese Wirkstoffklasse die Reparatur von DNA-Schäden in Krebszellen, welche durch eine Chemotherapie ausgelöst wurden. Deshalb werden PARP-Inhibitoren als Erhaltungstherapie nach einer Chemotherapie eingesetzt.
Neben den DNA-Reparaturmechanismen durch das PARP-Enzym bestehen in gesunden Zellen weitere, alternative Mechanismen zur Behebung von Schäden der DNA. Diese funktionieren in neoplastischen Zellen mit BRCA-Mutationen jedoch nicht ordnungsgemäß, so dass die Krebszellen die Schäden in der DNA, die durch die Chemotherapie verursacht wurden, nicht reparieren können und absterben.
Anwendung von Rubraca
Das Präparat Rubraca ist in Form von Filmtabletten in den Stärken 200 mg, 250 mg und 300 mg verfügbar. Die empfohlene Dosierung beträgt 600 mg zweimal täglich. Die Therapie mit Rubraca soll bis zum Fortschreiten der Erkrankung oder bis zum Auftreten inakzeptabler Nebenwirkungen erfolgen. Bei bestimmten Nebenwirkungen sind auch eine Unterbrechung der Therapie oder eine Dosisreduktion möglich.
Nebenwirkungen von Rubraca und Hinweise zur Stillzeit
Unter der Therapie mit Rubraca können verschiedenen Nebenwirkungen auftreten. Zu den sehr häufigen Nebenwirkungen, die mehr als eine von fünf Patientinnen betreffen, zählen:
- Müdigkeit oder Debilität
- Übelkeit
- Erhöhte Kreatinin-Spiegel
- Erhöhte Leberenzyme
- Thrombozytopenie
- Anämie
- Erbrechen
- Durchfall
- Verringerter Appetit und Geschmacksstörungen.
Während der Therapie mit Rubraca und mindestens zwei Wochen darüber hinaus dürfen die Patientinnen nicht stillen.
Studienlage zur Zulassung von Rubraca
Die Wirksamkeit von Rubraca wurde in zwei multizentrischen Studien (Studie 10 und ARIEL2) mit 106 Patientinnen mit fortgeschrittenem epithelialem Ovarialkarzinom, Eileiter- oder primärem Peritonealkarzinom mit BRCA-Mutationen untersucht. Die Patientinnen zeigten nach mindestens zwei vorangegangenen Therapien (incl. der Therapie mit platinhaltigen Arzneimitteln) ein Rezidiv. Die Patientinnen wurden ausschließlich mit Rubraca therapiert.
Die Ergebnisse aus beiden Studien zeigten, dass bei den 79 Patientinnen, die auf die platinhaltige Arzneimitteltherapie ansprachen, 65% (51 Patientinnen) auf die Behandlung mit Rubraca ansprachen. Das Ansprechen dauerte im Durchschnitt 294 Tage (ca. 10 Monate) an.
Weiterhin wurde eine Studie zu Rubraca in der Erhaltungstherapie durchgeführt. Die doppelblinde, multizentrische Studie ARIEL3 untersuchte die Wirksamkeit des PARP-Inhibitors bei 564 Patientinnen mit rezidivierendem epithelialem Ovarial-, Eileiter- oder primärem Peritonealkarzinom, die auf platinbasierte Chemotherapie angesprochen hatten. Die Teilnehmerinnen wurden im Verhältnis 2 : 1 randomisiert. Die Studie ergab eine statistisch signifikante Verbesserung des progressionsfreien Überlebens (PFS) bei den in den Rucaparib-Arm randomisierten Patientinnen, verglichen mit Placebo in der ITT-Population sowie in den HRD- und tBRCA-Untergruppen (Tumor-BRCA-Mutation [tBRCA], keine BRCA-Mutation, jedoch Vorliegen einer defekten homologen Rekombination [nbHRD] und Biomarker-negativ).
Zulassung unter besonderen Bedingungen
Rubraca wird unter besonderen Bedingungen zugelassen. Das Unternehmen muss also weitere zu erwartende Nachweise für das Arzneimittel bereitstellen. Hierunter fallen Ergebnisse aus einer noch laufenden Studie.
Am 14. Dezember 2018 empfahl der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) die Zulassung von Rubraca in den genannten Indikationen. Dieser Empfehlung schloss sich die EU-Kommission im Januar 2019 an.
Weitere Informationen sind der Fachinformation zu entnehmen.