Glykopeptide

Glykopeptide, wie Dalbavancin, Vancomycin, Teicoplanin oder Telvancin, sind Antibiotika. Sie wirken bakterizid. Sie sind sogenannte Reserveantibiotika.

Anwendung

Vancomycin

Glykopeptide wirken gegen aerobe und anaerobe grampositive Keime. Gegen gramnegative Keime sind sie unwirksam, da sie aufgrund ihrer Molekülgröße nicht die äußere Zellwand der gramnegativen Bakterien durchdringen können.  Von besonderer Bedeutung ist der Einsatz von Glykopeptiden gegen Staphyllokokken, Enterokokken und Clostirium difficile. Allerdings ist durch die zunehmende Resistenzentwicklung die Gefahr eines Therapieversagens nicht zu unterschätzen.

Glykopeptide werden bei schweren Staphyllokokken- und Enterokokkeninfektionen gegeben, wenn risikoärmere Antibiotika nicht gegeben werden können.

Vancomycin wird außerdem oral zur Behandlung der pseudomembranösen Kolitis gegeben, die auf einer Überwucherung von Clostridium difficile nach vorheriger Gabe eines anderen Antibiotikums beruht. Hierbei erfolgt die Wirkung nur im Darm.

Telvancin ist bisher nur zur Therapie der durch MRSA verursachten nosokomialen Pneumonie zugelassen.

Das 2016 auf den Markt gekommene Dalbavancin wird bei akuten bakteriellen Haut- und Weichgewebeinfektionen (ABSSSI) eingesetzt. Es wird nur an Krankenhäuser geliefert. Dalbavancin ist ein halbsynthethisches liophiles Glykopeptid.

Wirkmechanismus

Glykopeptide hemmen die Mureinsynthese. Durch Bindung an das endständige D-Alanyl-D-Alanin des UDP-Muramylpeptid verhindern sie die Elongation der Peptidoglykanketten und deren Quervernetzung. Telvancin stört außerdem die Membranfunktion durch Depolarisation der bakteriellen Membran.

Resistenzentwicklung

Durch Veränderung der Zielstrukturen kommt es zu hochgradigen Resistenzen von Enterokokken, insbesonder E. faecium, gegen Vancomycin. Statt D-Alanin wird in einer modifizierten Biosynthese D-Lactat in der Mureinvorstufe ersetzt. D-Lactat fehlt ein Wasserstoffatom, das im D-Alanin vorhanden ist. Deshalb kann es keine Wasserstoffbrückenbindung mit dem Glykopeptid-Antibiotikum eingehen. Das Bindungvermögen von Vancomycin sinkt.

Bei Staphylokokken kommt es zu einer Überproduktion von Mureinvorstufen. Die Mureinsynthese selbst wird nicht beeinträchtigt.

Kinetik

Oral appliziert werden Glykopeptide nicht resorbiert. Sie müssen deshalb für eine systemische Therapie parenteral gegeben werden. Sie sind gut gewebegängig, gehen aber nur wenig in den Liquor über.

Halbwertszeiten von Glykopeptiden

  • Vancomycin 4-6 h
  • Telvancin 8 h
  • Teicoplanin 150 h
  • Dalbavancin 372 h

Die Elimination erfolgt überwiegend renal in unveränderter Form, in geringem Umfang auch biliär.

Nebenwirkungen

  • Ototoxizität, sie erfordert die sorgfältige Überwachung der Patienten, vor allem bei längerfristiger Anwendung oder eingeschränkter Nierenfunktion
  • Nierenschäden (dosisabhängig)
  • Allergische Hautreaktionen (red man's syndrome)
  • Entzündungen am Injektionsort

Wechselwirkungen

Die gleichzeitige Gabe von Glykopeptiden und potenziell oto- und nephrotoxischen Pharmaka, wie Schleifendiuretika, Ciclosporin und Cisplatin, erhöht die Gefahr von Hör- und Gleichgewichtsstörungen.

Kontraindikationen

  • Akutes Nierenversagen
  • Schwerhörigkeit
  • Schwangerschaft

Wirkstoffe

  • Vancomycin
  • Telvancin
  • Teicoplanin
  • Dalbavancin
Autor:
Stand:
11.09.2019
Quelle:

Mutschler, Geisslinger, Kroemer, Menzel, Ruth "Mutschler Arzneimittelwirkungen", 10. Auflage 2013

Medizinische Chemie; Dieter Steinhilber, Manfred Schubert-Zsilavecz, Hermann J. Roth, 2. Auflage 2010

Arzneiverordnungen, Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, 2009

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