Hirudine

Hirudine sind direkte parenterale Thrombin-Inhibitoren, die Bestandteil des Drüsensekrets von Blutegeln (Hirudo medicinalis) sind, aber auch gentechnisch hergestellt werden können. Hirudine sind indiziert zur Behandlung von Blutgerinnungsstörungen.

Bivalirudin

Anwendung

Hirudine können als Antikoagulanzien zur Gerinnungshemmung bei Erwachsenen mit Heparin-induzierter Thrombozytopenie (HIT) Typ II und thromboembolischer Erkrankung angewendet werden.

In Deutschland besitzt lediglich noch Bivalirudin eine Zulassung. Es wird zusammen mit Acetylsalicylsäure und Clopidogrel bei perkutaner Koronarintervention (PCI) eingesetzt, einem Verfahren, um verengte Herzkranzgefäße zu erweitern.

Anwendungsart

Hirudine werden i.v. oder s.c. appliziert.

Wirkung

Hirudin ist der stärkste natürliche Inhibitor von Thrombin, einem Faktor innerhalb der Gerinnungskaskade, der für die Thrombusbildung entscheidend ist. Thrombin spaltet Fibrinogen in Fibrin. Anschließend wandeln Fibrinmonomere Faktor XIII in Faktor XIIIa um, was eine Stabilisierung des Thrombus ermöglicht. Darüber hinaus aktiviert Fibrin Faktor V und Faktor VIII, was die Aktivierung von Thrombin und Blutplättchen weiter fördert.

Bivalirudin hemmt Thrombin spezifisch, indem es sowohl an die katalytische Stelle als auch an die Anionenbindungsregion auf Thrombin bindet und zwar unabhängig davon, ob Thrombin an Gerinnsel gebunden vorliegt oder frei zirkuliert. Daher verhindert oder löst Hirudin die Bildung von Gerinnseln und Thromben auf (d.h. es besitzt eine thrombolytische Aktivität).

Vorteile gegenüber Heparin sind ihre konstanteren Wirkspiegel und somit leichtere Steuerbarkeit.

Bivalirudin

Nebenwirkungen

Die wichtigste Nebenwirkung der Antikoagulanzien sind Blutungsereignisse, die aus deren Wirkung als Gerinnungshemmer resultiert. Häufig neigen Patienten zu Hämatomen und weisen darüber hinaus auch ein erhöhtes Risiko für Blutungen auf, die in nahezu allen Organen auftreten und unter Umständen tödlich verlaufen können. Dabei variieren die klinischen Anzeichen, körperlichen Symptome und der Schweregrad der Störung in Abhängigkeit sowohl vom Ort des Auftretens als auch vom Ausmaß der Blutung.

Ein Antidot gegen Hirudin, wie bspw. Protamin gegen Heparin, existiert für Hirudine nicht.

Wechselwirkungen

Eine kombinierte Anwendung von Antikoagulanzien (Heparine, Vitamin-K-Antagonisten, Thrombolytika oder Thrombozytenaggregationshemmer) kann die Blutungsgefahr erhöhen.

Kontraindikation

Hirudine dürfen nicht angewendet werden bei:

  • bekannter Überempfindlichkeit gegen den jeweiligen Wirkstoff
  • aktiven Blutungen oder erhöhtem Blutungsrisiko aufgrund einer Störung des Hämostasesystems und/oder irreversiblen Gerinnungsstörungen
  • schwerer unkontrollierter Hypertonie
  • subakuter bakterieller Endokarditis
  • schwerer Nierenschädigung (GFR <30 ml/min)
  • dialysepflichtigen Patienten

Alternativen

Vor und während der perkutanen Koronarintervention können alternativ GP-IIb/IIIa-Inhibitoren (z.B. Abciximab) zum Einsatz kommen.

Wirkstoffe

Hinweise

Während der Behandlung mit Bivalirudin muss auf Symptome und Anzeichen einer Blutung geachtet werden. Dies gilt vor allem dann, wenn Bivalirudin in Kombination mit anderen Antikoagulanzien angewendet wird. Anzeichen einer Blutung können beispielsweise ein unklarer Hämatokrit-, Hämoglobin- oder Blutdruckabfall sein. Besteht der Verdacht auf eine Blutung, oder wird eine Blutung beobachtet, ist die Behandlung abzubrechen.

Für Bivalirudin ist kein Antidot bekannt, seine Wirkung lässt aber schnell nach (Halbwertszeit 25 ± 12 Minuten).
 

Quelle:
  1. EMA: Fachinformation Angiox
  2. Steinhilber, Schubert, Zsilavecz, Roth; Medizinische Chemie 2. Auflage 2010
  3. Mutschler Mutschler Arzneimittelwirkungen, Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Begründet von Ernst Mutschler, 11., Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart

Abbildung

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