Migräne

Migräne zählt zu den häufigsten Kopfschmerzformen. Sie tritt anfallsweise auf und ist nicht heilbar. Bei Attacken helfen Medikamente zur Akuttherapie. Die Evidenz für viele OTC-Präparate ist sehr gut.

Migräne

Migräne ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Bis zu 20% der Frauen und 8% der Männer leiden darunter. Den Altersgipfel erreicht die Krankheit zwischen dem 20. und dem 50. Lebensjahr [1,2].

Symptome

Typisch für Migräne sind Attacken heftiger, häufig einseitiger pulsierend-pochender Kopfschmerzen. Sie nehmen bei körperlicher Betätigung zu. Übliche Alltagsaktivitäten sind während eines Anfalls erschwert oder unmöglich. Es können begleitend vegetative Symptome wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Geräusch-, Licht- und Geruchsempfindlichkeit auftreten. Die Dauer der Attacken beträgt zwischen vier und 72 Stunden [1-3].

Migräne-Aura

Bei der Migräne ohne Aura stehen die typischen Kopfschmerzen im Vordergrund. Die Migräne mit Aura ist durch vorübergehende neurologische Symptome gekennzeichnet, die den Kopfschmerzen vorausgehen und bis zu einer Stunde anhalten können. Aura-Symptome können sich als Sehstörungen, halbseitige Sensibilitätsstörungen, Hemiparese, Sprachstörungen oder eine Kombination solcher Symptome äußern. Anders als beim Schlaganfall treten die Ausfallerscheinungen nicht schlagartig auf, sondern entwickeln sich bei der Migräne langsam [2-4].

Vorboten und postdromale Symptome (H3)
Einige Patienten erleben Vorbotensymptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Konzentrationsstörungen, Gereiztheit oder Heißhunger auf bestimmte Nahrungsmittel, die die Kopfschmerzen Stunden oder Tage im Voraus ankündigen können. In der Nachphase können postdromale Symptome wie Müdigkeit, häufiges Gähnen, Nackensteifigkeit und ein Stimmungshoch oder Stimmungstief auftreten, wenn die Kopfschmerzen bereits abgeklungen sind [2,4].

Chronische Migräne

Eine chronische Migräne liegt vor, wenn Patienten über mehr als drei Monate hinweg an mehr als 15 Tagen pro Monat unter den Attacken leiden. Die Akutmedikation bei Migräneattacken sollte allerdings nicht öfter als an maximal zehn Tagen im Monat und nicht länger als drei Tage in Folge angewendet werden. Bei zu häufigem Gebrauch besteht die Gefahr, dass die Medikamente selbst Kopfschmerzen auslösen (medikamenteninduzierte Kopfschmerzen) [1,2].

Migränetrigger

Patienten mit Migräne sind oft genetisch vorbelastet. Auslöser für einen Anfall sind individuell unterschiedlich. Stress oder auch abklingender Stress, Schlafmangel oder zu viel Schlaf, hormonelle Schwankungen, Wetteränderungen und bei einigen Menschen auch bestimmte Lebensmittel wie Schokolade oder Käse kommen als individuelle Triggerfaktoren infrage. Auch an gefäßerweiternde Medikamente ist zu denken [2,5].

Migräne bei Kindern

Bei Kindern sind die Geschlechter gleich häufig betroffen. Etwa 3 bis 7% leiden bereits vor der Pubertät unter Migräne. Die Attacken im Kindesalter sind meist kürzer und können sich anders als bei Erwachsenen äußern. Kopfschmerzen als typisches Symptom können ganz ausbleiben oder treten eher beidseitig auf. Viele Kinder leiden vor allem unter einer starken Übelkeit, begleitet von Erbrechen und Schwindel [1,2].

Behandlung

Migräne mit und ohne Aura können Patienten selbst behandeln. Allerdings sollte die erste Diagnose von einem Arzt durchgeführt werden [6].

Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) empfiehlt für die Selbstmedikation bei Migräne die Wirkstoffe Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen, Paracetamol und eine Kombination aus ASS, Paracetamol und Coffein als Mittel der ersten Wahl. Die Wirksamkeit ist auch für Naratriptan und Phenazon wissenschaftlich belegt. Für die Migräneprophylaxe konnte bislang für keine der rezeptfrei erhältlichen Substanzen die Wirksamkeit bestätigt werden [6].

Grenzen der Selbstmedikation

Ein Arztbesuch ist erforderlich, wenn:

  • die Migräne an mehr als zehn Tagen im Monat auftritt,
  • Patienten mehr als drei Attacken pro Monat erfahren oder Attacken, die regelmäßig länger als 72 Stunden anhalten,
  • sich weitere Symptome wie Lähmungen, Gefühls-, Seh- oder Gleichgewichtsstörungen oder psychische Veränderungen wie Störungen des Kurzzeitgedächtnisses oder Orientierungslosigkeit einstellen,
  • die Migräne ungewöhnlich in Intensität, Dauer und/oder Lokalisierung oder von hohem Fieber begleitet ist,
  • Migräne nach einer Kopfverletzung aufritt oder erstmalig während oder nach körperlicher Anstrengung mit Ausstrahlen in den Nacken,
  • die Beschwerden an Häufigkeit, Intensität und Dauer zunehmen trotz Behandlung,
  • die Migräne zusammen mit epileptischen Anfällen und Bewusstlosigkeit auftritt,
  • die Migräne nicht mehr auf die bisher wirksamen Medikamente anspricht [6]

Nichtmedikamentöse Maßnahmen

Menschen, die oft unter Migräne leiden, können nichtmedikamentöse Präventionsmöglichkeiten versuchen. Dazu zählen aerobes Ausdauertraining, Entspannungsübungen wie die Progressive Muskelentspannung, Akupunktur, Verhaltenstherapie sowie Biofeedback-Methoden. Bekannte Trigger sind zu meiden. Um diese herauszufinden, können Patienten ein Kopfschmerz-Tagebuch führen. Während eines Anfalls können Ruhe, der Aufenthalt in einem abgedunkelten Raum und Kühlung die Beschwerden lindern [1,2].

Autor:
Stand:
03.08.2022
Quelle:
  1. Diener et al. (2018): Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne, S1-Leitlinie, Registernummer 030 – 057. Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.); (abgerufen am 03.08.2022)
  2. Neubeck: Evidenzbasierte Selbstmedikation, Deutscher Apotheker Verlag, 5. Auflage 2021
  3. Deutsche Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft (DMKG): Migräne. (abgerufen am 20.06.2022)
  4. Internationale Kopfschmerzgesellschaft (2018). 3. Auflage der Internationalen Klassifikation von Kopfschmerzerkrankungen. Online: ICHD-3), (aufgerufen am 20.06.2022)
  5. Schmerzklinik Kiel. Mögliche Auslöser der Attacken; (abgerufen am 20.06.2022)
  6. Haag et al. (2009): Self medication in migraine and tension type headache – guidelines of the German, Austrian and Swiss headache societies and the German Society of Neurology. Nervenheilkunde, DOI: 10.1007/s10194-010-0266-4
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