Die 5-HT1B/1D-Agonisten („Triptane“) verhindern verschiedene Prozesse, die zur Migräne-Pathophysiologie beitragen. So kontrahieren sie Blutgefäße, die beim Migräneanfall erweitert sind. Des Weiteren hemmen sie die Freisetzung von Neuropeptiden (z.B. CGRP, Substanz P) aus aktiven Nervenendigungen des Trigeminus. Die zentrale Wirkkomponente besteht darin, dass sie die trigeminale nozizeptive Transmission zum Nucleus caudalis unterbrechen [2,7].
Was ist zu beachten?
Triptane gelten als die Substanzen mit der besten Wirksamkeit bei akuten Migräneattacken und sind indiziert, wenn Patienten auf nichtopioide Analgetika nicht ansprechen. In Deutschland sind sieben Vertreter zugelassen (Almotriptan, Eletriptan, Frovatriptan, Naratriptan, Rizatriptan, Sumatriptan und Zolmitriptan). Drei davon sind in oralen Darreichungsformen ohne Rezept erhältlich. Patienten sollten sie allerdings erst dann anwenden, wenn eine ärztliche Migränediagnose vorliegt [2,7].
Wirkstoff | Einzeldosis für Erwachsene im OTC-Präparat | Wirkungseintritt |
Almotriptan | 12,5 mg | 45–60 Minuten |
Naratriptan | 2,5 mg | bis zu vier Stunden |
Sumatriptan | 50 mg | 45–60 Minuten |
Triptane wirken am besten, wenn Patienten sie früh in der Attacke einnehmen. Ist die Wirkung unzureichend, können Patienten nach mindestens zwei Stunden eine weitere Dosis einnehmen. Es dürfen allerdings nicht mehr als zwei Tabletten innerhalb von 24 Stunden eingenommen werden. Bessert sich die Migräne nach der ersten Tablette gar nicht, sollten Patienten keine weitere mehr innerhalb der Attacke einnehmen, sondern stattdessen ein anderes Präparat versuchen. Auch sollten Triptane nicht prophylaktisch genommen werden [1,2].
Kinder
Die freiverkäuflichen Triptane sind nicht für Kinder und Jugendliche zugelassen.
Schwangerschaft und Stillzeit
Die deutsche S1-Leitlinie „Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne“ von 2018 weist daraufhin, dass Triptane für die Einnahme in der Schwangerschaft nicht zugelassen sind. Allerdings gebe es bislang gibt keine klinischen Hinweise, dass die Substanzen zu Fehlbildungen oder anderen Komplikationen in der Schwangerschaft führen. Eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung sollte erfolgen [1].
Laut der Datenbank „Embryotox“ kann Sumatriptan bei Versagen anderer Therapieoptionen kurzfristig bei akuten Migräneattacken eingesetzt werden [9].
Wichtige Nebenwirkungen und Kontraindikationen
Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen Übelkeit, Missempfindungen, Flush und ein Druck- oder Engegefühl auf der Brust. Auch ein kurzzeitiger Anstieg des Blutdrucks ist möglich, da die Arzneistoffe auch Blutgefäße in der Peripherie kontrahieren. Triptane sind daher unter anderem bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie symptomatischer ischämischer Herzerkrankung, überstandenem Myokardinfarkt, Schlaganfall, unzureichend eingestellter Hypertonie, und der peripheren arteriellen Verschlusserkrankung (pAVK) kontraindiziert. Auch Patienten mit schwerer Nieren- und Leberinsuffizienz dürfen Triptane nicht anwenden. Triptane dürfen nicht gleichzeitig mit Ergotamin-Präparate eingenommen werden [2,7].
Studienlage
Die Wirksamkeit aller Triptane wurde in großen Placebo-kontrollierten Studien nachgewiesen [1,7]. 2015 zählten Triptane zu den von der American Headache Society empfohlenen Arzneimitteln zur Therapie von Migräneanfällen [12]. Die Autoren der deutschen S1-Leitlinie „Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne“ von 2018 beschreiben Triptane als die Substanzen mit der besten Wirksamkeit bei akuten Migräneattacken. Sie sollten bei starken Kopfschmerzen und bei Migräneattacken, die nicht auf Analgetika oder NSAR ansprechen, eingesetzt werden [1].
Nach Haag et al. zählt Naratriptan als Monotherapie zu den wissenschaftlich erprobten Arzneistoffen für die Behandlung von Migräne und wird als Erstlinientherapie empfohlen [6].
Thorlund et al. haben 2014 die relative Wirksamkeit aller verfügbaren Triptane in einer Metaanalyse verglichen. Die Autoren schlossen 74 randomisierte klinische Studien ein, in denen Triptane entweder mit Placebo oder einem anderen Triptan verglichen wurden. Als primäre Endpunkte definierten sie Schmerzfreiheit nach zwei Stunden und eine anhaltende Schmerzfreiheit über 24 Stunden. Alle Triptane waren Placebo signifikant überlegen, mit Ausnahme von Naratriptan bezogen auf die 24-stündige anhaltende Schmerzfreiheit [22].
Cameron et al. verglichen 2015 die Wirksamkeit von Triptanen untereinander und gegenüber Nicht-Triptan-Migränebehandlungen in einer systematischen Überprüfung und Netzwerk-Metaanalyse. Sie schlossen insgesamt 133 randomisierte kontrollierte Studien ein. Triptane in Standarddosis linderten die Kopfschmerzen bei 42 bis 76% der Patienten innerhalb von zwei Stunden, bei 18 bis 50% der Patienten wurde eine zwei Stunden anhaltende Schmerzfreiheit erreicht. Triptane in Standarddosis führten bei 29 bis 50% der Patienten nach 24 Stunden zu einer anhaltenden Kopfschmerzlinderung und bei 18 bis 33% der Patienten zu anhaltender Schmerzfreiheit. Bezogen auf die zwei Stunden -Kopfschmerzlinderung erzielten Triptane in der Standarddosis bessere Ergebnisse (42 bis 76%) als Mutterkorn (38%), gleiche oder bessere Ergebnisse als NSARs, Acetylsalicylsäure und Paracetamol (46 bis 52%) und gleiche oder etwas schlechtere Ergebnisse als die Kombinationstherapie aus Triptanen und ASS oder Paracetamol (62 bis 80%) [23].
Ferrari et al. hatten bereits 2001 53 klinische Studien (zwölf unveröffentlicht) mit 24089 Patienten analysiert und alle oralen Triptane in handelsüblichen Dosierungen als wirksam und gut verträglich befunden [24].
Ein Jahr später verglichen Ferrari et al. in einer Metaanalyse in den besagten 53 (zwölf noch nicht veröffentlicht) klinischen Studien mit 24089 Patienten die Wirksamkeit und Verträglichkeit der einzelnen Triptane. Sie stellten fest, dass die Unterschiede zwischen ihnen im Allgemeinen relativ gering seien, aber für einzelne Patienten klinisch relevant sein könnten [25].
2016 verglichen Xu et al. in einer Netzwerk-Metaanalyse die relative Wirksamkeit und Verträglichkeit von NSARs und Triptanen. Es zeigte sich, dass Eletriptan und Rizatriptan bezüglich Schmerzlinderung Sumatriptan, Zolmitriptan, Almotriptan, Ibuprofen und ASS überlegen sind. Bei der Bekämpfung von Übelkeit erwies sich Rizatriptan als besser wirksam als Sumatriptan, während andere Behandlungen keinen deutlichen Unterschied im Vergleich zu Placebo zeigen [26].
Thorlund et al. untersuchten 2017 die Verträglichkeit von Migränebehandlungen in einer systematischen Literaturrecherche und Bayes'schen Netzwerk-Metaanalyse. Sie fassten zusammen, dass Triptane im Vergleich zu Placebo und Nicht-Triptanen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für unerwünschte Ereignissen verbunden seien [27].













