
Erst seit 1983 ist Mycoplasma genitalium (M. genitalium) als Erreger einer urgenitalen Infektion bekannt. Das sexuell übertragbare Bakterium M. genitalium befällt die Schleimhautzellen des Urogenitaltraktes und kann zu Urethritis oder Zervixitis führen. Aber auch eine Entzündung des kleinen Beckens (pelvic inflammatory disease) sowie reaktive Arthritiden sind möglich.
Schwierige Antibiotika-Therapie
Da Mykoplasmen keine Zellwand besitzen, sind Antibiotika, die in die Biosynthese der bakteriellen Zellwand eingreifen (z. B. β-Lactam-Antibiotika wie Penicillin oder Cephalosporine), wirkungslos. Stattdessen werden Tetracycline (z. B. Doxycyclin), Makrolide (z. B. Azithromycin und Clarithromycin) oder Fluorchinolone wie Moxifloxacin oder Levofloxacin gegeben. Dennoch hat sich die Resistenzlage erheblich verschlechtert. So ist das bisherige Mittel der Wahl, Makrolid-Antibiotika, oft wirkungslos – zumal auch mehrerer Phänotypen des Erregers gleichzeitig vorliegen können.
Methoden zur diagnostischen Probeentnahme
Daher muss bei Verdacht auf eine solche Infektion die Resistenzlage geprüft und ein Antibiogramm angefertigt werden. Damit dieses aber verlässlich ist, sollten die erforderlich Proben an verschiedenen Stellen und mit verschiedenen Mitteln zu entnommen werden.
Doch welche Stelle bzw. welche Methode der Probenentnahme ist am zuverlässigsten zur Feststellung der Resistenz? Das wollte eine US-amerikanische Arbeitsgruppe herausfinden. Sie verglichen dabei
- Vagina-Abstrich
- Urin
- Endozervialer Anstich
- Ektozervikaler Abstrich mittels Bürste/Spatel
In ihrer prospektiven Kohortenanalyse entnahmen sie bei 140 Patientinnen an einer oder mehreren dieser vier Stellen Proben. Diese Proben wurden dann mit einem transkriptionsvermittelten Amplifikationstest (TMA) auf M. genitalium untersucht. TMA-positive Proben wurden durch reverse Transkriptions-PCR und bidirektionale Sanger-Sequenzierung von M. genitalium 23S rRNA ausgewertet, um das Vorhandensein von Makrolidresistenz-vermittelnden Mutationen (MRM) an den Basenpositionen 2058/2059 festzustellen.
Nachweis-Spitzenreiter: Vaginalabstrich
Ergebnis: Bei 128 der 140 Teilnehmerinnen konnte M. genitalium im TMA-Test nachgewiesen werden (91,4%, 95%- Konfidenzintervall (95%-KI): 85,6 bis 95,0%).
Nach Probentyp:
- Vaginalabstrich: 96,2% (n = 50/52; 95%-KI: 87,0 bis 98,9%)
- Urin: 83,7% (n = 41/49; 95%-KI: 71,0 bis 91,5%)
- Endozervikaler Abstrich: 95,7% (n = 45/47; 95%-KI: 85,7 bis 98,8%)
- Ektozervikale Bürste/Spatel: 83,3% (n = 50/60; 95%-KI: 72,0 bis 90,7%)
Für Makrolid-Resistenz mehrere Methoden erforderlich
Im Hinblick auf die Makrolid-Resistenz-vermittelnde Mutationen (MRM) ergab sich bei den einzelnen Arten der Probeentnahme in Sachen Prävalenz und Nachweisempfindlichkeit für:
- Vaginalabstrich: 52% (n = 26/50; 95%-KI: 38,5 bis 65,2%), Sensitivität: 96,3% (n = 26/27; 95%-KI: 81,7 bis 99,3%)
- Urin: 46,3% (n = 19/41; 95%-KI: 32,1 bis 61,3%), Sensitivität: 82,6% (n = 19/23; 95%-KI: 62,9 bis 93,0%)
- Endozervikaler Abstrich: 37,8% (n = 17/45; 95%-KI: 25,1 bis 52,4%), Sensitivität: 70,8% (n = 17/24; 95%-KI: 50,8 bis 85,1%)
- Ektozervikale Bürste/Spatel: 46% (n = 23/50; 95%-KI: 32,9 bis 59,6%), Sensitivität: 82,1% (n = 23/28; 95%-KI: 64,4 bis 92,1%)