Corona-Antikörper zur Zulassung empfohlen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) hat sich für die Zulassung der Antikörperpräparate Ronapreve (Casirivimab/Imdevimab) und Regkirona (Regdanvimab) zur Prävention oder Therapie von COVID-19 ausgesprochen.

Antikörper gegen Corona

Der Ausschuss empfahl Ronapreve der Pharmaunternehmen Regeneron und Roche für die Behandlung von COVID-19 bei Erwachsenen und Jugendlichen (ab 12 Jahren und einem Körpergewicht von mindestens 40 kg), die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, zuzulassen. Die Patienten dürfen allerdings keinen zusätzlichen Sauerstoff benötigen. Zu den Risikofaktoren für einen schweren Verlauf zählen: fortgeschrittenes Alter, Adipositas, kardiovaskuläre Erkrankungen, chronische Lungenerkrankungen, Diabetes Mellitus Typ 1 oder 2, chronische Nieren- und Lebererkrankungen sowie Immunsuppression.

Darüber hinaus könne das Arzneimittel auch zur Vorbeugung von COVID-19 bei Personen ab 12 Jahren und einem Körpergewicht von mindestens 40 kg angewendet werden.

Für Regkirona von Celltrion Healthcare empfahl der Ausschuss, das Arzneimittel zur Behandlung von Erwachsenen mit COVID-19 zuzulassen, die keinen zusätzlichen Sauerstoff benötigen und auch ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben haben.

Das Sicherheitsprofil beider Arzneimittel war bei einer geringen Anzahl infusionsbedingter Reaktionen günstig, und der CHMP kam zu dem Schluss, dass der Nutzen der Arzneimittel für ihre zugelassenen Anwendungen die Risiken überwiegt.

Über die Arzneimittel

Ronapreve

Bei Ronapreve (REGN-COV2) handelt es sich um die Kombination der beiden monoklonalen IgG1-Antikörper Casirivimab und Imdevimab, die an das Spike-Protein von SARS-CoV-2 binden und so die Interaktion der Viren mit den humanen ACE2-Rezeptoren blockieren.

Die empfohlene Dosierung beträgt 1200 mg Casirivimab und 1200 mg Imdevimab, die einmalig zusammen als eine intravenöse Infusion verabreicht werden.

Das Präparat erhielt bereits Ende November 2020 eine Notfallzulassung durch die FDA und geriet Ende Januar 2021 in den Fokus deutscher Medien, nachdem es von der Bunderegierung für die Behandlung von COVID-19 gekauft wurde. Mit dem Antikörper-Cocktail wurde vergangenes Jahr der damalige US-Präsident Donald Trump behandelt.

Ronapreve befand sich seit dem 1. Februar 2021 im Rolling-Review-Verfahren der EMA. Anfang März gab der CHMP eine Empfehlung zur Verwendung der Antikörperkombination heraus.

Regkirona

Regkirona (Regdanvimab, CT-P59) ist ein monoklonaler Antikörper, der gegen die Rezeptorbindedomäne des Spike-Proteins von SARS-CoV-2 gerichtet ist. Das Präparat befand sich seit dem 24. Februar 2021 im Rolling-Review-Verfahren der EMA. Bereits am 26. März 2021 hatte der CHMP ein wissenschaftliches Gutachten über den Antikörper vorgelegt, in dem der Ausschuss zu dem Schluss gelangte, dass Regdanvimab zur Behandlung von bestätigtem COVID-19 bei Patienten angewendet werden kann, die keinen zusätzlichen Sauerstoff benötigen und bei denen ein hohes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf besteht.

Die empfohlene Dosierung von Regdanvimab beträgt 40 mg/kg als einmalige intravenöse Infusion. Die Behandlung sollte so bald wie möglich nach der Diagnose eingeleitet werden, spätestens jedoch nach sieben Tage nach Auftreten der Symptome.

Corona-Antikörper

Studienlage

Grundlage der Zulassungsempfehlungen bilden nach Angaben der EMA Daten aus Studien, die zeigten, dass die Behandlung mit Ronapreve oder Regkirona Krankenhausaufenthalte und Todesfälle bei COVID-19-Risikopatienten signifikant reduziert. Darüber hinaus wurde für Ronapreve gezeigt, dass dieses die Wahrscheinlichkeit an COVID-19 zu erkranken verringert, wenn ein Haushaltsmitglied mit SARS-CoV-2 infiziert ist.

Studiendaten von Ronapreve

Innerhalb einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-II/III-Studie (REGN-COV 2067, NCT04426695) wurde Ronapreve an 1.197 hospitalisierten erwachsenen Patienten mit COVID-19 untersucht. Die Patienten wurden 1:1:1 randomisiert und erhielten eine einmalige Infusion von Ronapreve 8.000 mg, Ronapreve 2.400 mg oder Placebo. Darüber hinaus erhielten alle Patienten nach Bedarf andere Standardbehandlungen, darunter Kortikosteroide (75%) und Remdesivir (55%).

Bei mit Ronapreve behandelten Patienten wurden keine schwerwiegenden oder dosisabhängigen Sicherheitssignale beobachtet. In einer Sicherheitsanalyse mit 2.007 Patienten (Ronapreve=1.340, Placebo=667) traten bei 21% der Ronapreve-Patienten (n=285) und 26% der Placebo-Patienten (n=174) schwerwiegende Nebenwirkungen auf. Infusionsbedingte Reaktionen und Überempfindlichkeitsreaktionen vom Grad > 2 traten bei Ronapreve-Patienten häufiger (2% bzw. 1%) als bei Placebo-Patienten (1% bzw. < 0,5%) auf.

Insgesamt wurden nur 0,9% der mit Ronapreve behandelten Patienten (11 von 1.192 Patienten) ins Krankenhaus eingeliefert oder verstarben innerhalb von 29 Tagen nach der Behandlung im Vergleich zu 3,4% der Patienten unter Placebo (40 von 1.193 Patienten).

Eine weitere Hauptstudie (NCT04452318, REGN-COV 2069) untersuchte Ronapreve als Präventionsbehandlung von COVID-19 bei Personen, die engen Kontakt mit einem infizierten Haushaltsmitglied hatten. Hierbei zeigte sich, dass unter Ronapreve 29% der Personen (29 von 100) positiv getestet und innerhalb von 14 Tagen nach ihren positiven Testergebnissen Symptome entwickelten, verglichen mit 42,3% der Personen (44 von 104 Personen) unter Placebo.

Studiendaten von Regkirona

Für Regkirona konnte in einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten klinischen Phase-II/III-Studie (NCT04602000) mit 1020 Patienten an Patienten mit COVID-19 gezeigt werden, dass die Behandlung mit Regkirona im Vergleich zu Placebo zu weniger Krankenhausaufenthalten, Sauerstofftherapie oder Tod führte. 3,1% der mit Regkirona behandelten Risikopatienten (14 von 446) mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden und benötigten zusätzlichen Sauerstoff oder starben innerhalb von 28 Behandlungstagen im Vergleich zu 11,1% der Patienten unter Placebo (48 von 434).

Aussicht

Nach Angeben der EMA wird die Empfehlungen für beide Arzneimittel nun zur raschen rechtsverbindlichen Entscheidung an die Europäische Kommission übermittelt.

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