Eingeschränkte Verfügbarkeit von Antibiotika

Das BfArM informiert über vermehrte Meldungen zu Lieferengpässen von Antibiotika, insbesondere im pädiatrischen Bereich. Die deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie (DGPI) gibt Empfehlungen zum Umgang mit den betroffenen Arzneimitteln sowie möglichen Alternativen.

Warnhinweis Arzneimittel

Ursächlich für die Lieferengpässe ist, laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), vor allem eine erhöhte Nachfrage, die aufgrund begrenzter Produktionskapazitäten nicht kompensiert werden kann. Die derzeitige Infektionswelle weist deutlich höhere Erkrankungszahlen auf als vergleichbare vorangegangene. Die Versorgungsschwierigkeiten bestehen sowohl in anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union als auch außerhalb der EU. Bisherige Marktdaten des BfArM zeigen, dass die Versorgung mit den betroffenen Antibiotika bislang kontinuierlich verlief, in den vergangenen Wochen (Stand 23. Dezember 2022) stieg der Einsatz jedoch deutlich an.

Betroffene Antibiotika

Die Lieferengpässe beziehen sich sowohl auf Breitspektrum-Antibiotika als auch Arzneimittel zur Behandlung von Infektionen mit Streptokokken und anderen grampositiven Erregern. Das BfArM nennt insbesondere die folgenden Wirkstoffe.

Laut einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) sind auch Arzneimittel mit Cotrimoxazol betroffen.

Versorgungsengpass insbesondere bei Kindern

Bei einem Austausch zwischen dem BfArM, dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und verschiedenen Fachgesellschaften für Infektiologie wurde festgestellt, dass sich die angespannte Versorgunglage auf den ambulanten Bereich, insbesondere die Pädiatrie, konzentriert. Klinikapotheken sind nach Einschätzung der Fachgesellschaften nicht von einer Unterversorgung betroffen.

Die Fachgesellschaften erklären, dass insbesondere Antibiotika-Säfte (Trockensäfte, Suspensionen), aber teilweise auch Tabletten nur eingeschränkt verfügbar sind.

Bedarfsgerechte Verordnung und Alternativen

Um Versorgungslücken in diesem Winter zu vermeiden, appellieren sowohl das BfArM als auch die Fachgesellschaften an die Ärzteschaft, Antibiotika streng leitliniengetreu und in Maßen zu verschreiben. Aufgrund der international angespannten Versorgungslage sei die Möglichkeit des Bezugs von Arzneimitteln aus anderen Staaten stark begrenzt.

Die Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie (DGPI) hat in Zusammenarbeit mit DGKJ und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) zudem eine Tabelle zu indikationsbezogenen Therapien möglicher Antibiotika für die kalkulierte antibiotische orale Behandlung häufiger ambulanter Infektionskrankheiten zusammengestellt. Die Empfehlungen enthalten außerdem Informationen zu Dosierungen, Vor- und Nachteilen sowie den Darreichungsformen der einzelnen Wirkstoffe.

Indikation

Streptokokken A
Tonsilitis / odontogene Infektionen

Otitis media / SinusitisAmbulant erworbene PneumonieHaut-, Weichteilinfektionen / akute Lymphadenitis colli
StandardtherapiePenicillin VAmoxicillinAmoxicillinAmoxicillin-Clavulansäure / Amoxicillin-Sulbactam
1. AlternativeAmoxicillinAmoxicillin-Clavulansäure / Ampicillin-SulbactamAmoxicillin-Clavulansäure / Ampicillin-SulbactamCefadroxil oder Cefalexin
2. AlternativeClindamycinCefadroxil oder CefaclorCefadroxil oder CefaclorClindamycin
3. AlternativeCefadroxil oder CefaclorCefuroximaxetilCefuroximaxetilCotrimoxazol
4. AlternativeErythromycinestolat oder ClarithromycinErythromycinestolat oder ClarithromycinErythromycinestolat oder ClarithromycinCefuroximaxetil
5. AlternativeDoxycyclin (ab 8 Jahre)CotrimoxazolCotrimoxazolErythromycinestolat oder Clarithromycin
6. Alternative Doxycyclin (ab 8 Jahre)Doxycyclin (ab 8 Jahre)Doxycyclin (ab 8 Jahre)

 

IndikationGelenk-, KnocheninfektionenZystitisPyelonephritis
StandardtherapieAmoxicillin-Clavulansäure / Amoxicillin-SulbactamTrimethoprimCefixim
1. Alternative

Clindamycin (ab 5 Jahre)

NitrofurantoinCefpodoxim
2. AlternativeCefadroxil oder Cefaclor

Fosfomycin-Trometamol (ab 12 Jahre)

Cefuroximaxetil
3. AlternativeCefuroximaxetilCefaclorAmoxicillin-Clavulansäure/Ampicillin-Sulbactam
4. AlternativeCotrimoxazolCefuroximaxetilCotrimoxazol
5. Alternative Amoxicillin-Clavulansäure/Ampicillin-SulbactamCiprofloxacin
6. Alternative Ciprofloxacin 


Impfungen und Hygienemaßnahmen

Für den persönlichen Infektionsschutz werden neben den Impfungen auch ergänzende Hygienemaßnahmen empfohlen, wie regelmäßiges und richtiges Händewaschen, Niesen und Husten in die Armbeuge. Kleinkinder sollten unbedingt eine Pneumokokken-Impfung erhalten, um schwere Krankheitsverläufe zu vermeiden. Weitere Informationen hierzu stellen das BMG sowie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zur Verfügung.

Autor:
Stand:
02.01.2023
Quelle:
  1. BfArM, Informationen des BfArM zur eingeschränkten Verfügbarkeit von Antibiotika - insbesondere für Kinder, Stand 23. Dezember 2022
  2. DGKJ, Stellungnahme: Versorgungsengpässe Antibiotika in der ambulanten Pädiatrie, 18. Dezember 2022
  • Teilen
  • Teilen
  • Teilen
  • Drucken
  • Senden

Anzeige