
Tyrothricin ist ein Peptidgemisch aus Tyrocidinen (etwa 80%) und Gramicidinen (etwa 20%). Das Antibiotikum wird nur lokal angewendet. Es ist in einigen Präparaten in Kombination mit Wirkstoffen wie Lokalanästhetika und Antiseptika zur Behandlung von Halsschmerzen verfügbar (z. B. Dorithricin Halstabletten, Lemocin gegen Halsschmerzen) [7,8,11].
Durch die unterschiedlichen Peptide agiert Tyrothricin auf zwei Weisen. Dosisabhängig wirkt es bakteriostatisch oder bakterizid. Tyrothricin schädigt die Zytoplasmamembran von Bakterien und wirkt vor allem gegen grampositive Mikroorganismen [7,11].
Was ist zu beachten?
Tyrothricinhaltige Lutschtabletten lassen Patienten langsam im Mund zergehen, um eine gleichmäßige Wirkstofffreisetzung zu gewährleisten [7,8]. Die Autoren der DEGAM-Leitlinie „Halsschmerzen“ raten von einer Antibiotikatherapie bei Halsschmerzen ab. Zwar können die antibiotische Therapie die Symptome von durchschnittlich 16 Stunden verkürzen, allerdings sei die Number Needed to Treat (NNT) hoch. Zudem seien unerwünschte Arzneimittelwirkungen wie Diarrhoen, Anaphylaxie oder Mykosen zu bedenken [1].
Tyrothricin weist hämolytische Eigenschaften auf. Daher darf es nur lokal bei oberflächlichen Infektionen eingesetzt werden. Die maximale Konzentration beträgt 0,1% [11].
Kinder
Präparat | Dosierung | |
Kinder | Erwachsene | |
Dorithricin Halstabletten | Ab 2 Jahre: Kinder müssen die Fähigkeit zu kontrolliertem Lutschen erworben haben | ED: 1-2 Lutschtabletten Einnahmeabstand: 2-3 h |
Lemocin gegen Halsschmerzen | Kinder von 5-11 Jahren: ED: 1 Lutschtablette Tageshöchstdosis: 3 Lutschtabletten Einnahmeabstand: 2-3 h | Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene ED: 1 Lutschtablette Tageshöchstdosis: 8 Lutschtabletten pro Tag Einnahmeabstand: 2-3 h |
Schwangerschaft und Stillzeit
Von der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit raten die Zulassungsinhaber in der Regel ab. Wollen Schwangere oder Stillende Präparate mit Tyrothricin anwenden, sollte dies nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen [7,8].
Wichtige Nebenwirkungen und Kontraindikationen
Nebenwirkungen sind bei bestimmungsgemäßem Gebrauch nicht zu erwarten. Präparate mit Tyrothricin dürfen nicht auf größeren frischen Wunden im Mund- und Rachenraum angewendet werden [7,8].
Studienlage
Die Autoren der DEGAM-Leitlinie „Halsschmerzen“ geben keine Empfehlung für Rachentherapeutika mit Antibiotika. Da die meisten Halsschmerzen viral bedingt sind, sei eine Therapie mit Antibiotika nicht sinnvoll.
In einer 2018 veröffentlichten multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie untersuchten Palm et al. die Wirksamkeit und Sicherheit der fixen Kombination aus 0,5 mg Tyrothricin, 1,0 mg Benzalkoniumchlorid und 1,5 mg Benzocain (Dorithricin). Sie verglichen eine dreitägige Behandlung mit dem Medikament mit Placebo-Lutschtabletten bei Patienten mit akuter Pharyngitis. 72 Stunden berichteten 44,6% der Patienten unter Studienmedikation, dass ihre Halsschmerzen und Schluckbeschwerden verschwunden seien, gegenüber 27,2% der Patienten unter Placebo. Die Studienmedikation wurde gut vertragen.
Die Autoren schussfolgerten, dass diese fixe Kombination eine schnelle analgetische Wirkung aufweise und sowohl starke Halsschmerzen als auch Schluckbeschwerden in Verbindung mit akuter Pharyngitis lindere. Die Dreifach-Wirkstoffkombination sei eine geeignete Behandlungsoption für Patienten in der Selbstbehandlung bei akuter Pharyngitis und Halsschmerzen [14].
In einem Review untersuchten 2019 Essack et al. die Evidenz für den Nutzen, das Schadensrisiko und die antimikrobielle Resistenz im Zusammenhang mit topischen Antibiotika, die Patienten mit Halsschmerzen anwenden. Sie schlossen Studien ein, in denen Patienten mit den Antibiotika Tyrothricin, Bacitracin, Gramicidin oder Neomycin topisch – nasal oder im Rachen - behandelt worden waren. Es ergab sich eine spärliche und qualitativ hauptsächlich schlechte Evidenz für die Anwendung von topischen Antibiotika bei Halsschmerzen. Laut der Autoren stelle sich die Frage, ob lokale Antibiotika zur Behandlung von Halsschmerzen, die durch Atemwegsinfektionen verursacht werden, angemessen seien [19].