Neueinführung Invicorp bei erektiler Dysfunktion

Mit Invicorp (Aviptadil mit Phentolaminmesilat) wurde ein neues Arzneimittel zur Behandlung der erektilen Dysfunktion bei erwachsenen Männern aufgrund von neurogenen, vaskulären, psychogenen oder gemischten Ursachen auf den Markt gebracht. Zur Erlangung und Aufrechterhaltung einer Erektion wird eine Einzeldosis von 25 µg Aviptadil und 2 mg Phentolaminmesilat direkt intrakavernös verabreicht.

Potenz

Was ist Invicorp und wofür wird es angewendet?

Invicorp enthält die Wirkstoffe Aviptadil und Phentolamin. Im Zusammenspiel beeinflussen die Wirkstoffe die Blutmenge, die in den Penis hinein und wieder hinaus fließt. Vereinfacht gesagt steigert Phentolaminmesilat den Blutfluss in den Penis, während Aviptadil den Blutfluss heraus verringert.

Das Arzneimittel soll bei erektiler Dysfunktion aufgrund von neurogenen, vaskulären, psychogenen oder gemischten Ursachen eine für den Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion gewährleisten. Eine Erektionsdauer von mehr als einer Stunde wird nicht empfohlen.

Wie wird Invicorp angewendet?

Invicorp wird unter sterilen Bedingungen intrakavernös appliziert. Vor der Anwendung kann die Ampulle entweder auf Raumtemperatur gebracht oder direkt aus dem Kühlschrank heraus verwendet werden. Die bevorzugte Injektionsstelle liegt dorsolateral im proximalen Drittel des Penis. Eine Injektion in sichtbare Venen sollte vermieden werden. Bei jeder Injektion sind sowohl die Penisseite als auch die Injektionsstelle zu wechseln.

Die ersten Invicorp-Injektionen müssen durch medizinisch geschultes Personal durchgeführt werden. Nach einer entsprechenden Schulung ist die Applikation in Eigenregie möglich. Insbesondere zu Beginn der Selbstinjektionstherapie wird eine regelmäßige Untersuchung des Patienten – zum Beispiel alle drei Monate – empfohlen.

Etwaige medizinische Ursachen, die der erektilen Dysfunktion zugrunde liegen, sollten vor Beginn der Therapie mit Invicorp diagnostiziert und behandelt werden.

Dosierung

Als Einzeldosis werden 25 µg Aviptadil und 2 mg Phentolaminmesilat verabreicht. Pro Tag sollte maximal eine Injektion erfolgen; pro Woche werden nicht mehr als drei Injektionen empfohlen.

Wie wirkt Invicorp

Invicorp enthält eine Wirkstoffkombination aus Aviptadil und Phentolaminmesilat.

Phentolamin ist ein kurzfristig wirkender nicht-selektiver Alpha-Adrenozeptor-Agonist. Er blockiert die beiden vaskulären postsynaptischen α1- und α2-Adrenozeptoren und hebt so die Wirkung von Katecholaminen wie Adrenalin und Noradrenalin auf. Dies führt zu einer Vasodilatation und einem vereinfachten Blutfluss in den Penis. Ferner wird die glatte Muskulatur, die unabhängig von Alphablockern ist, relaxiert.

Aviptadil ist ein vasoaktives intestinales Polypeptid (VIP), das bei der lokalen neuronalen Kontrolle der Aktivität der glatten Muskulatur im männlichen Urogenitalkanal eine Rolle spielen könnte. Die durch die Relaxation der glatten Muskulatur bedingte venöse Okklusion scheint VIP-beeinflusst zu sein. An Präparaten der glatten Muskulatur aus dem menschlichen Corpus cavernosum konnte gezeigt werden, dass VIP sowohl auf die Spontanaktivität als auch auf zuvor durch elektrische Reize kontrahiertes Gewebe relaxierend wirkt.

Gegenanzeigen

Invicorp darf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder einen der sonstigen Bestandteile
  • einer Behandlung mit Antikoagulanzien wie Heparin und Warfarin, einschließlich oraler Antikoagulanzien wie Dabigatran, Rivaroxaban oder Apixaban
  • Krankheitsbildern, die für Priapismus prädisponieren können, zum Beispiel Sichelzellenanämie oder Sichelzellanlage, multiples Myelom oder Leukämie
  • anatomischen Deformation des Penis wie Krümmung, Schwellkörperfibrose oder Peyronie-Krankheit
  • Männern, für die eine sexuelle Aktivität aufgrund organischer Erkrankungen nicht empfehlenswert oder kontraindiziert ist
  • Männern mit Penisprothese

Bei Patienten mit schweren kardiovaskulären oder zerebrovaskulären Erkrankungen ist bei der Behandlung besondere Vorsicht geboten.

Bei Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen oder Suchtproblemen in der Anamnese sollte das Missbrauchspotenzial von Invicorp berücksichtigt werden.

Nebenwirkungen

Nebenwirkungen kamen bei etwa 10 Prozent der Patienten vor. Beschrieben wurden vor allem Hitzegefühle an Kopf und Oberkörper. Diese waren aber selten problematisch und standen möglicherweise nur im Zusammenhang mit der Ausübung des Geschlechtsverkehrs. Dies zu unterscheiden ist mitunter sehr schwierig.

An der Injektionsstelle können Blutungen, Hämatome und Schmerzen auftreten.

Weitere mögliche Nebenwirkungen sind:

  • Kopfschmerzen
  • Schwindelgefühl
  • Tachykardie, Palpitationen
  • Priapismus, verlängerte Erektion
  • Knötchen auf dem Penis
  • Penisfibrose einschließlich Krümmung, Schwellkörperfibrose, fibrotischen Knötchen und Peyronie-Krankheit nach mehreren Injektionen

Sehr selten kam es zu Myokardinfarkt und Angina pectoris.

Nach intrakavernöser Anwendung von Invicorp sind eine anhaltende Erektion und/oder Priapismus möglich. Patienten sollten jede Erektion melden, die einen längeren Zeitraum – beispielsweise vier Stunden oder länger – anhält. Die Behandlung des Priapismus sollte innerhalb von sechs Stunden beginnen und gemäß der gängigen medizinischen Praxis erfolgen.

Wechselwirkungen

  • Bislang gibt es keine Hinweise auf klinische Wechselwirkungen, wenn gleichzeitig Antihypertensiva oder andere kardiovaskuläre Wirkstoffe eingenommen werden.
  • Invicorp ist nicht zur gleichzeitigen Anwendung mit anderen Behandlungsformen der erektilen Dysfunktion geeignet.

Studienlage

Die Wirkung von Invicorp bei Patienten mit vorwiegend nicht-psychogener erektiler Dysfunktion wurde in den Studien VP004 und VP005 untersucht. In der Testreihe VP004 erhielten 2.272 Patienten 25 µg Aviptadil und 2 mg Phentolaminmesila oder 25 µg Aviptadil und 2 mg Phentolamin; im Placebo-Arm befanden sich 451 Patienten. An der Testreihe VP005 nahmen 1.017 Patienten in der Verum- und 207 in der Placebogruppe teil.

Ergebnisse

Die Anzahl der Grad-3-Responder – definiert als Patienten mit einer für die vaginale Penetration ausreichenden Erektion (klinische Beurteilung) oder Geschlechtsverkehr im häuslichen Bereich – lag im Verum-Arm von VP004 bei 1.674 (entsprechend 74 Prozent) und in der Kontrollgruppe bei 53 Männern (entsprechend 12 Prozent). In der VP005-Studie fiel das Ergebnis ähnlich aus. In der Invicorp-Gruppe erreichten 747 (entsprechend 73 Prozent) Patienten das Therapieziel, in der Placebo-Gruppe lediglich 26 (entsprechend 13 Prozent).

Autor:
Stand:
07.03.2022
Quelle:
  1. Fach- und Gebrauchsinformation Invicorp
  2. ABDA-Datenbank, DrugBase: Invicorp 0,025mg/2mg
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