
Was ist Vazkepa und wofür wird es angewendet?
Bei Vazkepa handelt es sich um ein verschreibungspflichtiges Fischöl-Präparat mit dem Inhaltsstoff Icosapent-Ethyl, ein stabiler Ethylester der Omega-3-Fettsäure Eicosapentaensäure (EPA).
Das Präparat ist zugelassen zur Risikoreduktion kardiovaskulärer Ereignisse bei mit Statinen (HMG-CoA-Reductase-Inhibitoren) behandelten erwachsenen Patienten mit hohem kardiovaskularem Risiko und Triglyceridwerten ≥150 mg/dl [≥1,7 mmol/l]) sowie:
- nachgewiesener kardiovaskulärer Erkrankung oder
- Diabetes und mindestens einem weiteren kardiovaskularen Risikofaktor
Wie wird Vazkepa angewendet?
Vazkepa ist in Form von Weichkapseln für die orale Anwendung bestimmt. Die Einnahme erfolgt idealerweise zu oder nach einer Mahlzeit.
Dosierung
Die empfohlene Tagesdosis beträgt zweimal täglich jeweils zwei Kapseln zu 998 mg eingenommen werden.
Wie wirkt Vazkepa?
Man geht davon aus, dass es sich bei der Wirkung von Icosapent-Ethyl um multifaktorielle Mechanismen handelt, die folgende Effekte beinhalten:
- verbessertes Lipidprofil mit Reduktion der triglyceridreichen Lipoproteine
- entzündungshemmende und antioxidative Effekte
- Reduktion der Makrophagen-Akkumulation
- Verbesserung der endothelialen Funktion
- verbesserte Dicke/Stabilität der fibrösen Kappe
- thrombozytenaggregationshemmende Effekte
Icosapent-Ethyl hemmt Enzymen, die für die Synthese von Cholesterin, Fettsäuren und Triglyceriden (TG) zuständig sind. Hierdurch wird die β-Oxidation von Fettsäuren erhöht und das mikrosomale Triglycerid-Transferprotein (MTP) reduziert, was zu einem Rückgang der Synthese und Freisetzung von hepatischen TG und Very Low Density Lipoproteinen (VLDL) führt. Icosapent-Ethyl erhöht zudem die Expression der Lipoproteinlipase, wodurch Triglyceride aus zirkulierenden VLDL-Partikeln und Chylomikronpartikeln verstärkt entfernt werden.
Bei Patienten mit erhöhten TG-Spiegeln bewirkt Icosapent-Ethyl eine Reduktion der TG-Konzentrationen, VLDL und Remnant-Lipoprotein-Cholesterin sowie der Konzentrationen von Entzündungsmarkern wie dem C-reaktivem Protein.
Die Senkung der TG-Spiegel trägt jedoch scheinbar nur geringfügig zur Reduktion des Risikos für kardiovaskuläre Ereignisse bei.
Gegenanzeigen
Vazkepa darf nicht angewendet werden bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, Soja oder einen der genannten sonstigen Bestandteile.
Nebenwirkungen
Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen unter der Anwendung von Vazkepa waren:
- Bluten (11,8%)
- peripheres Ödem (7,8%)
- Vorhofflimmern (5,8%)
- Obstipation (5,4%)
- Schmerzen des Muskel- und Skelettsystems (4,3%)
- Gicht (4,3%)
- Hautausschlag (3,0%)
Wechselwirkungen
Icosapent-Ethyl wurde in einer Dosierung von vier 998-mg-Kapseln/Tag in Studien mit den typischen Cytochrom-P450-Substraten Omeprazol, Rosiglitazon, Warfarin und Atorvastatin untersucht. Hierbei wurden keine Wechselwirkungen beobachtet.
Studienlage
Die Zulassung basiert auf Ergebnissen der randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Phase-IIIb-Studie „Reduction of cardiovascular events with icosapent ethyl-intervention trial (REDUCE-IT) an 8179 Patienten unter Statintherapie, mit moderat erhöhten TG-Spiegeln und entweder einer bestätigten kardiovaskulären Erkrankung wie koronarer Herzkrankheit oder Diabetes und zusätzlich weiteren Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen. Die Probanden erhielten entweder zweimal täglich zwei Kapseln Vazkepa oder Placebo (Mineralölkapseln).
Der primäre kombinierte Endpunkt war definiert als die Zeit bis zum ersten Auftreten von kardiovaskulärem Tod, Myokardinfarkt, Schlaganfall, Koronarrevaskularisation oder Hospitalisierung wegen instabiler Angina. Der sekundäre zusammengesetzte Endpunkt war die Zeit bis zum ersten Auftreten von kardiovaskulärem Tod, Myokardinfarkt oder Schlaganfall.
Ergebnisse
Nach einer medianen Beobachtungszeit von 4,9 Jahre zeigte sich, dass bei 17,2% der mit Icosapent-Ethyl und bei 22% der mit Placebo behandelten Probanden ein Ereignis des primären kombinierten Endpunktes aufgetreten war, was einer signifikanten relativen Risikoreduktion um 25 Prozent entspricht (Hazard Ratio, 0,75; 95%-Konfidenzintervall: 0,68-0,83; p<0,001). Die Studienmedikation wurde gut vertragen und die unerwünschten Ereignisse waren zwischen Verum und Placebo vergleichbar.
Kontroverse
Die Ergebnisse der REDUCE-IT-Studie führte zu heftigen Diskussionen unter Experten. Schließlich zeigten zuvor einige andere Studien wie bspw. STRENGHT und OMEMI, dass Fischölderivate keine Effekte auf das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse hatten. Gründe, warum Vazkepa zu einer signifikanten Risikoreduktion führte und andere Fischölpräparate nicht, wurden in der unterschiedlichen Dosis als auch der anderen Zusammensetzung der Omega-3-Fettsäuren (Verhältnis von EPA zu DHA) gesehen. Denn Vazkepa besteht aus hochgereinigtem EPA-Ethylester und enthält kein DHA.
Eine weitere Hypothese besagt, dass die Wahl von Mineralöl als nicht neutralem Placebo zu einem beschönigenden Bild von Nutzen der Icosapent-Ethyl-Behandlung in REDUCE-IT geführt habe. So bemängelten einige Kardiologen, dass Mineralöl einen Anstieg des LDL-Cholesterins um 10% und des Entzündungsmarkers hsCRP um 32% verursachte. Solche Veränderungen seien nämlich in der Kontrollgruppe der STRENGTH-Studie, in der Maisöl als Placebo verwendet wurde, nicht beobachtet worden.