Mundsoor

Auslöser von Soorinfektionen sind Hefepilze der Gattung Candida, im Mund ist es am häufigsten Candida albicans. Besonders gefährdet sind Säuglinge und abwehrgeschwächte Menschen. Mit freiverkäuflichen Antimykotika lässt sich die Candidose bekämpfen. Auch zur Symptomlinderung gibt es OTC-Produkte.

Mundsoor

Bei Mundsoor (orale Candidose) handelt es sich um eine Pilzinfektion der Mundschleimhaut. Auslöser sind Hefepilze der Gattung Candida, meistens Candida albicans. Candida-Arten sind ein natürlicher Bestandteil der menschlichen Flora. Bei einem Ungleichgewicht kann es zu ihrer übermäßigen Vermehrung kommen.

Besonders häufig sind Säuglinge betroffen. Bei ihnen ist das Gleichgewicht der Flora noch nicht ausgereift, so dass sich schädliche Keime leichter ausbreiten können. Ältere Kinder und Erwachsene erkranken oft im zeitlichen Zusammenhang mit einer Antibiotika- oder Cortison-Therapie. Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Immunschwäche etwa infolge einer HIV-Infektion sind ebenfalls häufiger betroffen. Xerostomie, zum Beispiel bedingt durch Anticholinergika, sowie schlechtsitzende oder ungereinigte Zahnspangen oder Prothesen erhöhen ebenfalls das Infektionsrisiko [1-5]

Ansteckungsquellen

Kinder können sich bereits bei der Geburt mit den Keimen in der Scheide der Mutter anstecken. Eine Übertragung kann erfolgen, wenn Eltern einen heruntergefallenen Schnuller ablecken und dem Kind erneut geben. Mangelnde Hygiene, etwa eine unzureichende Sterilisation von Saugern oder Beißringen ist eine weitere mögliche Ursache. Über die Brustwarzen der Mutter beim Stillen können sich Babys ebenfalls mit dem Pilz infizieren [3,4,5].

Bei Erwachsenen kommt es zur Infektion, wenn durch verschiedene Umstände, z.B. ein geschwächtes Immunsystem, schlechte Hygiene o.Ä. ein Ungleichgewicht der Flora entsteht und die Pilze sich im Übermaß vermehren können.   

Symptome

Die Infektion mit Candida albicans ist oft harmlos, vor allem bei Kindern, aber unangenehm. Der Pilzbefall lässt sich als weißlich-grauer, teils abwischbarer Belag auf der Schleimhaut von Zunge und Wangen erkennen. Unter dem Belag können sich entzündete und zum Teil blutige Hautstellen befinden.

Als begleitende Symptome können Mundgeruch, Geschmacksstörungen, ein pelziges Gefühl im Mundraum, Lymphknotenschwellung und Schluckbeschwerden auftreten. Infolge der Schmerzen verweigern Babys häufig das Trinken. Selten breitet sich die Infektion auf andere Organe wie die Speiseröhre oder den Magen-Darm-Trakt aus. Vor allem bei Menschen mit Immunschwäche kann eine sich ausbreitende Candidose lebensbedrohlich werden [1-5].

Behandlung

Mittel der Wahl sind die direkt gegen den Erreger wirkenden Antimykotika, die am besten auf ärztlichen Rat hin ausgesucht werden. Bei einem nur lokalen Befall reichen ein frei verkäufliches Gel oder eine Suspension aus. Dehnt sich die Infektion auf weitere Organe wie den Darm aus, sind systemische, rezeptpflichtige Medikamente angezeigt [1- 5].

Grenzen der Selbstmedikation

In den folgenden Fällen sollte bei einer oralen Candidose auf jeden Fall der Arzt aufgesucht werden:

  • bei erstmaligem Auftreten, insbesondere bei Frühgeborenen, Schwerkranken und Immungeschwächten
  • wenn die Selbstbehandlung nicht zur Besserung führt
  • bei einem ausgedehnten Befall
  • wenn Fieber oder wiederholt Rezidive auftreten

Prävention

Viele Kinder infizieren sich gleich im Geburtskanal. Um das zu verhindern, sollten Schwangere einen Scheiden-Pilzbefall konsequent behandeln. Stillende Mütter reinigen vor dem Stillen gründlich ihre Brustwarzen.

Zur guten Hygiene gehört es, alles, was das Baby in den Mund nimmt, gut zu reinigen oder zu sterilisieren. Bevor die Eltern das Kind anfassen, sollten sie ihre Hände gründlich waschen. Diese Maßnahmen sind in den ersten sechs Monaten am wichtigsten. In diesem Zeitraum ist die Gefahr für Mundsoor am größten.

Bei älteren Kindern und Erwachsenen sind eine gute Mundhygiene und regelmäßiges Zähneputzen wichtig. Bei der Reinigungsroutine dürfen Zahnspangen und Zahnprothesen nicht vergessen werden. Patienten, die inhalative Glukokortikoide anwenden, spülen nach der Anwendung den Mund gründlich aus.

Während der Candida-Behandlung desinfizieren Patienten regelmäßig ihre Zahnspange oder ihren Zahnersatz, um darüber eine Reinfektion zu verhindern. Mundhygienehilfsmittel wie Zahnbürsten und Prothesenbürsten können ebenfalls kontaminiert sein und müssen entsorgt oder desinfiziert werden [1-5].

Autor:
Stand:
06.02.2023
Quelle:
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  3. äin-red (2021): Mundsoor: Was ist Mundsoor?, (zuletzt abgerufen 07.12.2022
  4. Singh et al. (2014): Oral candidiasis: An overview. Journal of oral and maxillofacial pathology, DOI: 10.4103/0973-029X.141325
  5. Taylor, Brizuela, Raja (2022). Oral Candidiasis. StatPearls, PMID: 31424866
  6. Geisslinger et al. (2020): Mutschler Arzneimittelwirkungen. Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 11., völlig neu bearbeitete Auflage
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  9. Dermapharm AG: Gebrauchsanweisung Micotar Mundgel. Stand November 2010
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  11. Abanta Pharma GmbH: Fachinformation Lederlind Mundgel. Stand November 2019
  12. Dermapharm AG: Fachinformation Nystaderm Mundgel. Stand Januar 2022
  13. Dermapharm AG: Fachinformation Moronal Suspension. Stand September 2019
  14. Candio-Hermal Fertigsuspension: Fachinformation Candio-Hermal Fertigsuspension. Stand Oktober 2020
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