Calcineurin-Inhibitoren sind eine Gruppe von Arzneimitteln, die die Aktivität von Calcineurin hemmen, einem wichtigen Enzym in der Signaltransduktion von T-Zellen. Dadurch können sie eine immunmodulatorische Wirkung entfalten und werden daher in der Therapie von Autoimmunerkrankungen oder zur Verhinderung der Abstoßung von Spenderorganen eingesetzt.
Calcineurin-Inhibitoren werden in der Dermatologie zur topischen Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen eingesetzt, insbesondere bei atopischer Dermatitis (Neurodermitis), aber auch bei anderen Ekzemen wie etwa irritativem oder allergischem Kontaktekzem sowie bei Psoriasis.
Auch in der Ophthalmologie finden sie Anwendung, beispielsweise bei der Behandlung von Augenentzündungen, wie der chronischen allergischen Bindehautentzündung.
Darüber hinaus können Calcineurin-Inhibitoren bei der Verhinderung von Abstoßungsreaktionen nach Organtransplantationen eingesetzt werden.
Wirkung
Calcineurin-Inhibitoren hemmen die Aktivität des Enzyms Calcineurin, das eine wichtige Rolle bei der Signaltransduktion von T-Lymphozyten spielt. Durch die Hemmung von Calcineurin wird die Aktivierung des Transkriptionsfaktors NFAT (nuclear factor of activated T cells) blockiert, was zur Hemmung der Expression von Genen führt, die für die Aktivierung von T-Lymphozyten und die Freisetzung von Entzündungsmediatoren benötigt werden. Durch diese Wirkung werden entzündliche Prozesse (auch Abstoßungsreaktionen) gehemmt und die Symptome von Erkrankungen wie der atopischen Dermatitis gelindert.
Nebenwirkungen
Je nach Applikationsart unterscheiden sich die möglichen Nebenwirkungen der Calcineurin-Inhibitoren.
Nebenwirkungen bei topischer Anwendung können unter anderem sein:
Brennen, Schmerzen oder Juckreiz an der Anwendungsstelle
Hautausschlag oder Rötung
Hautinfektionen
Hautatrophie oder Veränderungen in der Hautpigmentierung
Nebenwirkungen bei systemischer Anwendung umfassen unter anderem:
Erhöhte Infektionsanfälligkeit
Erhöhtes Risiko für Krebs und Lymphome
Nierenfunktionsstörungen
Erhöhter Blutdruck
Neurologische Symptome wie Kopfschmerzen, Zittern oder Krämpfe
Störungen des Elektrolythaushalts, insbesondere Kalium- und Magnesiummangel
Wechselwirkungen
Calcineurin-Inhibitoren können mit vielen anderen Arzneimitteln interagieren, was zu veränderten Wirkungen oder unerwünschten Nebenwirkungen führen kann. Eine sorgfältige Überwachung und Anpassung der Dosierungen ist daher erforderlich. Einzelheiten können den Fachinformationen des jeweiligen Wirkstoffes entnommen werden.
Alternativen
Es gibt verschiedene Alternativen zu Calcineurin-Inhibitoren, die als Immunsuppressiva eingesetzt werden. Dazu gehören unter anderem:
Ciclosporin wird zur Vorbeugung von Transplantatabstoßung sowie in der Therapie von Autoimmunerkrankungen eingesetzt. Es bindet an Cyclophilin und hemmt dadurch die Aktivierung von Calcineurin. Die therapeutische Breite von Ciclosporin ist gering und es ist bekannt für seine zahlreichen potenziell schwerwiegenden Nebenwirkungen. Dazu gehören Nephrotoxizität, neurologische und kardiovaskuläre Komplikationen, Hyperlipidämie, Diabetes mellitus und erhöhte Anfälligkeit für Infektionen.
Tacrolimus
Tacrolimus wird vor allem in der Transplantationsmedizin eingesetzt, um die Abstoßung von Transplantaten zu verhindern. Es bindet an FKBP-12 und hemmt dadurch die Aktivierung von Calcineurin. Tacrolimus zeigt eine höhere Immunsuppression als Ciclosporin. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Tremor, Kopfschmerzen und Nephrotoxizität.
Pimecrolimus
Pimecrolimus wird in der Dermatologie zur Behandlung von atopischer Dermatitis eingesetzt. Es hemmt ebenfalls Calcineurin, führt jedoch zu einer geringeren Immunsuppression als Ciclosporin und Tacrolimus. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören lokale Hautreaktionen und Kopfschmerzen.
Voclosporin
Voclosporin ist ein neuer Calcineurin-Inhibitor, der in der Therapie von Lupus-Nephritis eingesetzt wird. Es hemmt die Aktivierung von Calcineurin ähnlich wie Ciclosporin und Tacrolimus, besitzt jedoch ein besseres Sicherheitsprofil. Die häufigsten Nebenwirkungen von Voclosporin sind eine verringerte eGFR und Hypertonie. Die Wirksamkeit von Voclosporin wurde in der Phase-III-AURORA-Studie nachgewiesen.