Carbapeneme

Carbapeneme sind Antibiotika aus der Gruppe der Betalaktame. Sie besitzen ein sehr breites Wirkungspektrum gegen die meisten grampositiven und gramnegativen Bakterien sowie Anaerobier. Carbapeneme unterscheiden sich von anderen Betalaktam-Antibiotika durch das Fehlen des Schwefelatoms im bizyklischen Ringsystem.

Carbapeneme 2

Anwendung

Die  zu den Betalaktam-Antibiotika gehörende Gruppe der Carbapeneme läßt sich aufgrund ihres Wirkungspektrums in zwei Gruppen unterteilen:

Carbapeneme sind sogenannte Reserveantibiotika. Sie stellen eine Alternative zu Antibiotika-Kombinationen dar, die zur Interventionstherapie schwerer oder lebensbedrohlicher bakterieller Infektionen eingesetzt werden. Dabei kann es sich auch um Mischinfektionen handeln. Solche Infektionen sind beispielsweise nosokomiale Pneumonien, komplizierte Harnwegsinfektionen oder intraabdominelle Infektionen. Gegen MRSA und E. faecium sind Carbapeneme allerdings unwirksam.

Anwendungsart

Carbapeneme sind nur parenteral verfügbar. Ihre Applikation erfolgt normalerweise als intravenöse Infusion.

Wirkmechanismus

Carbapeneme wirken wie alle Betalaktame auf den letzten Schritt der Peptidoglykan-Synthese, welche dem Aufbau der bakteriellen Zellwand dient. Durch Bindung an die Transpeptidase (PBP: penicillin-binding protein) können die fertigen Peptidoglykan-Monomere nicht mehr mit bereits bestehenden Peptidoglykanketten quervernetzt werden.

Bei der Zellteilung des Bakteriums kommt es durch die Instabilität der Membran zur Bildung eines nicht überlebensfähigen, zellwandlosen Sphaeroblasten. Carbapeneme wirken bakterizid.

Cave: Da Carbapeneme sehr breit wirksam sind, werden auch die Bakterien der physiologischen Flora, insbesondere der Rachen- und Darmflora, stark dezimiert, weshalb die Gefahr sekundäre Infektionen durch hochresistente Bakterienstämme bzw. Candida albicans oder andere Pilze zu beachten ist.

Meropenem und Imipenem unterscheiden sich nur unwesentlich in ihrem Wirkungsspektrum, während Ertapenem unwirksam gegen P. aeruginosa ist.

Antibiotika Targets

Pharmakokinetik

Die Carbapeneme der ersten Gruppe haben nur geringe Proteinbindung (bis zu 25%) und eine kurze Eliminationszeit. Ertapenem wird hingegen zu mehr als 90 % an Proteine gebunden und weist dadurch eine deutlich längere Halbwertszeit auf.

Carbapenem werden vorwiegend renal ausgeschieden, teilweise in metabolisierter Form. Eine Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz ist deshalb auf jeden Fall notwendig.

Dosierung

WirkstoffHWZMittlere Tagesdosis
Imipenem (plus Cilastatin)1 h2-3 g i.v.
Meropenem1 h1,5-3 g i.v.
Doripenem1 h1,5 g-3 g i.v.
Ertapenem4 h1 g i.v.

 

Nebenwirkungen

Wie andere Betalactam-Antibiotika können auch bei Carbapenem folgende Nebenwirkungen auftreten:

  • Übelkeit
  • Diarrhö
  • Leberenzyme erhöht
  • Pruritus
  • Hautausschlag
  • Phlebitis
  • Hämostasestörungen
  • Potenzielle Neurotoxizität

Eine Kreuzallergie zu Penicillinen ist selten. Bei der Gabe von Carbapenemen kommt es häufig zu oralen Candidosen und mykotischen Infektionen der Vulva.

Eine dosisabhängige epileptogene Wirkung tritt besonders häufig bei Imipenem und bei gleichzeitiger Gabe von Ganciclovir bzw. Theophyllin auf, weshalb diese Kombination zu vermeiden ist.

Wechselwirkungen

Probenecid vermindert die renale Clearance der Carbapeneme durch Hemmung der tubulären Sekretion. Carbapenem senken die Valproinsäurespiegel unter Umständen bis unter den therapeutischen Bereich.

Kontraindikationen

Carbapeneme dürfen nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen den jeweiligen Wirkstoff
  • Überempfindlichkeit gegen ein anderes Carbapenem-Antibiotikum
  • Schwere Überempfindlichkeit (z. B. anaphylaktische Reaktion, schwere Hautreaktion) gegen andere Betalaktam-Antibiotika (z. B. Penicilline oder Cephalosporine)

Wirkstoffe

Das erste therapeutisch eingesetzte Derivat der Carbapeneme ist Imipenem, welches immer mit dem Tubulusblocker Cilastatin kombiniert wird, da es anderenfalls zu rasch ausgeschieden wird.

Weitere Carbapeneme sind:

Alternativen

Siehe Antibiotika

Autor:
Stand:
18.08.2021
Quelle:
  1. Mutschler, Geisslinger, Kroemer, Menzel, Ruth "Mutschler Arzneimittelwirkungen", 10. Auflage 2013
  2. Medizinische Chemie; Dieter Steinhilber, Manfred Schubert-Zsilavecz, Hermann J. Roth, 2. Auflage 2010
  3. Arzneiverordnungen, Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, 2009

Abbildung

Adapted from „Antimicrobial Therapy Strategies”, by BioRender.com

 

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