
Was ist Zejula?
Das Medikament Zejula von Tesaro zählt zu den antineoplastischen Mitteln (Medikamente, die zur Therapie von Krebs eingesetzt werden). Zejula wird als Monotherapie zur Erhaltungstherapie bei adulten Patientinnen eingesetzt, die unter einem Rezidiv eines Platin-sensiblen, gering differenzierten serösen Karzinoms der Ovarien, der Tuben (Eileiter) oder des Bauchfells (primäre Peritonealkarzinose) leiden und sich nach Platin-basierter Chemotherapie in kompletter oder partieller Remission befinden.
Das Ovarialkarzinom zählt zu den Orphan Diseases (seltene Erkrankungen) und Zejula wurde demnach als Orphan Drug (Arzneimittel gegen seltene Leiden) eingestuft.
Wie wirkt Niraparib?
Niraparib inhibiert die PARP-Enzyme 1 und 2 (Poly-[ADP-Ribose-]Polymerase). Diese Enzyme tragen zur DNA-Reparatur bei. Durch die Inhibition der Enzyme können bei der Zellteilung entstehende Schäden in der DNA nicht behoben werden und es kommt zu einer vermehrten Bildung von PARP-DNA-Komplexen. Diese Prozesse führen letztendlich zur Apoptose (programmierter Zelltod) der Zellen.
Eine verstärkte Zytotoxizität von Niraparib wurde in in-vitro-Studien sowohl in Tumorzelllinien mit als auch ohne Defizienz der BRCA (Breast Cancer)-1- und -2-Tumorsuppressorgene nachgewiesen.
Dosierung und Anwendung
Zejula wird oral, unzerkaut und unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen. Die Dosierung beträgt drei 100 mg-Hartkapseln einmal täglich, was einer Gesamttagesdosis von 300 mg entspricht. Die Tabletteneinnahme sollte täglich zur gleichen Zeit erfolgen. Eine Einnahme direkt vor dem Schlafengehen kann das Auftreten von Übelkeit reduzieren. Die Therapie sollte bis zum Eintreten einer Krankheitsprogression fortgeführt werden.
Studienlage Zejula
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Zejula wurde in einer internationalen randomisierten Placebo-kontrollierten Phase-III-Doppelblindstudie (ENGOT-OV16/NOVA) untersucht.
Ein- und Ausschlusskriterien
Die Studienpopulation bestand aus Patientinnen, die ein Rezidiv eines gering differenzierten, serösen epithelialen Karzinoms von Ovar oder Tuben oder einer primären Peritonealkarzinose zeigten und zuvor auf Platin angesprochen hatten. Ein Ansprechen wurde als komplette Remission (CR) oder als partielle Remission (PR) über mehr als 6 Monate unter der vorletzten Platin-basierten Therapie definiert. Um für die Therapie mit Zejula in Frage zu kommen, sollte eine CR oder PR nach Abschluss der letzten Platin-basierten Chemotherapie vorliegen. Weiterhin sollten die Konzentrationen des Tumormarkers CA-125 nach der letzten Platin-basierten Therapie in der Norm liegen oder um über 90 % gegenüber dem Ausgangswert abgenommen haben und über mindestens 7 Tage stabil sein.
Die Einteilung erfolgte anhand des BRCA-Status in zwei Kohorten. In jeder Kohorte erfolgte randomisiert die Zuteilung zur Experimental- oder Kontrollgruppe.
Patientinnen, die bereits eine Therapie mit einem PARP-Inhibitor erhalten hatten, waren von der Studie ausgeschlossen.
Durchführung der Studie
Die Behandlung wurde an Tag 1 von Zyklus 1 mit Niraparib 300 mg oder dem Placebo einmal täglich gestartet und kontinuierlich in 28-tägigen Zyklen fortgeführt. Einmal pro Zyklus fand eine klinische Visite statt.
Ergebnisse der Studie
Die Ergebnisse zeigten bei Patientinnen unter Zejula ein verlängertes progressionsfreies Überleben (PFS). In der Experimentalgruppe lag das PFS im Durchschnitt bei 11,3 Monaten, im Vergleich zu 4,7 Monaten in der Placebo-Gruppe. Die Bewertung der Lebensqualität mit validierten Befragungsinstrumenten (FOSI und EQ-5D) durch die Studienteilnehmerinnen weist auf eine vergleichbare Lebensqualität zwischen Zejula- und Placebo-Gruppe hin.
Nebenwirkungen von Zejula
Im Folgenden sind die Nebenwirkungen aus klinischen Studien nach ihrer Häufigkeit aufgelistet:
- Sehr häufig (≥ 1/10): Harnweginfektionen, Thrombozytopenie, Anämie (geringe Anzahl roter Blutkörperchen), Neutropenie, verminderter Appetit, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Geschmacksstörungen, Palpitationen, Hypertonie, Dyspnoe, Husten, Nasopharyngitis, Übelkeit, Obstipation, Vomitus (Erbrechen), Abdominalschmerz, Diarrhö, Dyspepsie, Rückenschmerzen, Arthralgie (Gelenkschmerzen), Ermüdung, Asthenie.
- Häufig (≥ 1/100, < 1/10): Bronchitis, Konjunktivitis, Leuopenie (geringe Anzahl weißer Blutkörperchen), Hypokaliämie, Angst, Depression, Tachykardie, Epistaxis (Nasenbluten), Mundtrockenheit, Aufblähung des Abdomens, Schleimhautentzündung (incl. Mukositis), Stomatitis, Photosensitivität, Ausschlag, Myalgie, Ödem peripher, Gamma-Glutamyl-Transferase (GGT) erhöht, Alanin-Aminotransferase (ALT) erhöht, erhöhter Kreatinspiegel im Blut, Aspartat-Aminotransferase (AST) erhöht, alkalische Phosphatase (AP) erhöht, Gewicht erniedrigt.
- Gelegentlich (≥ 1/1.000, < 1/100): Panzytopenie.
Wechselwirkungen
Es liegen keine Untersuchungen zur Kombination von Niraparib mit Impfstoffen oder Immunsuppressiva vor. Daten über die Kombination von Niraparib mit anderen zytotoxischen Präparaten sind begrenzt. Daher sollten die oben genannten Kombinationen mit Vorsicht erfolgen.
Wirkung von Niraparib auf andere Arzneimittel
Niraparib ist in Kombination mit aktiven Wirkstoffen, deren Stoffwechsel CYP3A4-abhängig ist, mit Vorsicht anzuwenden. Das gilt im Besonderen bei Arzneistoffen mit geringer therapeutischer Breite (z.B. Ciclosporin, Tacrolimus, Alfentanil, Ergotamin, Pimozid, Quetiapin, Halofantrin).
Niraparib ist in Kombination mit aktiven Wirkstoffen, deren Stoffwechsel CYP1A2-abhängig ist, mit Vorsicht anzuwenden. Das gilt im Besonderen bei Arzneistoffen mit geringer therapeutischer Breite (z. B. Clozapin, Theophyllin, Ropinirol).
Bei der Kombination von Niraparib und Substraten von BCRP (Breast Cancer Resistance Proteins), beispielsweise Irinotecan, Rosuvastatin, Simvastatin, Atorvastatin und Methotrexat, ist ebenfalls Vorsicht geboten.
Die gleichzeitige Anwendung von Substraten von MATE 1 und 2 sowie OCT1 (Organo-Kation-Transporter 1), beispielsweise Metformin, sollte vorsichtig erfolgen.
Gegenanzeigen
Absolute Kontraindikationen
Überempfindlichkeit auf Niraparib oder sonstige Bestandteile stellen eine Kontraindikation dar. Während Schwangerschaft und Stillzeit sollte Niraparib nicht angewendet werden.
Relative Kontraindikationen
- Zur Anwendung bei Patientinnen, die älter als 75 Jahre sind, sind nur eingeschränkte Daten verfügbar. Es existieren keine Daten zur Anwendung bei Personen unter 18 Jahren.
- Es liegen keine Daten für Patientinnen mit schwerer Einschränkung der Nierenfunktion oder terminaler Niereninsuffizienz unter Hämodialyse vor. Die Anwendung von Zejula sollte vorsichtig erfolgen.
- Zur Behandlung von Patientinnen mit schwerer Einschränkung der Leberfunktion liegen keine Daten vor. Die Anwendung von Zejula sollte vorsichtig erfolgen.
- Zur Verwendung von Zejula bei Patientinnen im Leistungsstatus 2-4 nach ECOG-Klassifikation liegen keine Daten vor.
- Durch einige der oben genannten Nebenwirkungen können die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen eingeschränkt sein.