Glinide sind orale Antidiabetika, die die Insulinproduktion anregen. Zu ihnen zählen Nateglinid und Repaglinid. Glinide sind den Sulfonylharnstoffen in Indikationen, Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sehr ähnlich, auch wenn sie sich chemisch von den Sulfonylharnstoffen unterscheiden. Glinide sind bei Typ 1 Diabetes unwirksam.
Glinide werden sehr rasch resorbiert. Deshalb können sie kurz vor den Hauptmahlzeiten eingenommen werden. So kann die Insulinfreisetzung an den physiologischen Bedarf angepasst werden. Während der postprandiale Blutglucosespiegel signifikant gesenkt wird, nimmt der Nüchternglucosespiegel kaum zu. Die Gefahr von Hypoglykämien – auch während der Nacht – ist geringer als bei Sulfonylharnstoffen. Glinide müssen in der Regel mehrmals täglich eingenommen werden.
Repaglinid ist in Form von Tabletten zu 0,5 mg, 1 mg und 2 mg, Nateglinid als Filmtabletten zu 60 mg und 120 mg auf dem deutschen Markt.
Wirkmechanismus
Glinide binden an die SUR1-Untereinheit des KATP-Kanals der β-Zellen (mit geringerer Affinität als Sulfonylharnstoffe), wodurch dieser schließt und es in der Folge zu einer Membrandepolarisation kommt, die die Öffnung von Calciumkanälen und so einen Einstrom von Calciumionen in die pankreatischen Zellen bedingt. In der Folge kommt es zur Insulinfreisetzung.
Nebenwirkungen
Die wichtigste gruppenspezifische Nebenwirkung ist die Hypoglykämie. Darüber hinaus können Glinide auch eine Gewichtszunahme begünstigen.
Wechselwirkungen
Bei Anwendung von Gliniden sind bei gleichzeitiger Einnahme folgender Verbindungen Wechselwirkungen möglich:
Diuretika, Kortikosteroide, β2 -Agonisten, Somatropin, Somatostatin-Analoga, Rifampicin, Phenytoin und Johanniskraut (Hypericum perforatum): Blutzuckersenkende Wirkung wird eingeschränkt. Bei Einnahme oder Absetzen dieser Arzneimittel müssen Patienten bezüglich einer Änderung ihres Glukosespiegels besonders sorgfältig überwacht werden.
Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Nateglinid zusammen mit anderen, stärkeren CYP2C9-Inhibitoren (z. B. Fluconazol, Gemfibrozil oder Sulfinpyrazon) gegeben wird, oder bei Patienten, deren CYP2C9 wenig aktiv ist.
Für Repaglinid ist besondere Vorsicht geboten, wenn gleichzeitig Inhibitoren von CYP2C8 und CYP3A4 verabreicht werden, da Repaglinid vorwiegend über CYP2C8, aber auch über CYP3A4 metabolisiert wird.
Werden oralen Antidiabetika über einen längeren Zeitraum angewendet kann es im Laufe der Zeit zu einer Reduktion der blutzuckersenkenden Wirkung kommen. Als Grund hierfür wird ein Fortschreiten des Diabetes oder ein vermindertes Ansprechen auf das Arzneimittel selbst diskutiert.
Darüber hinaus können Stressfaktoren, wie Fieber, Traumata, Infektionen oder Operationen bei Patienten, die mit oralen Antidiabetika behandelt werden, zu einer Verschlechterung der Blutzuckerwerte führen.