
Hintergrund
In klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass Zeposia des amerikanischen US-Pharmakonzerns Bristol-Myers Squibb bei Patienten mit rezidivierend-remittierender Multipler Sklerose die Anzahl oder die Rückfälle wirksam reduziert. Die Nebenwirkungen ähneln denen anderer Arzneimittel gegen MS, die auf ähnliche Weise wirken. Die Europäische Arzneimittel-Agentur hatte daraufhin entschieden, dass der Nutzen von Zeposia größer ist als das Risiko und dass das Arzneimittel in der EU zugelassen werden kann. Die Europäische Kommission hat daraufhin die EU-Zulassung für Zeposia erteilt.
Was ist Zeposia und wofür wird es angewendet?
Zeposia wird bei erwachsenen Patienten mit schubförmig remittierender Multipler Sklerose (RRMS) mit aktiver Erkrankung angewendet, die durch klinische oder bildgebende Befunde definiert wurde. Etwa 85 Prozent der MS-Patienten weisen bei der Erstdiagnose eine RRMS auf, während bei 10 bis 15 Prozent eine progressive MS-Form vorliegt.
Wie wird Zeposia angewendet?
Zeposia unterliegt der Verschreibungspflicht und ist in Form von Kapseln (0,23, 0,46 und 0,92 mg Ozanimod) für die orale Anwendung vorgesehen. Um das Risiko von Nebenwirkungen auf das Herz zu reduzieren, sollte die Dosis zu Therapiebeginn oder nach längerer Unterbrechung der Behandlung langsam aufgebaut werden.
Dosierung
Die Anfangsdosis beträgt 0,23 mg Ozanimod pro Tag für die ersten 4 Tage; Die Patienten sollten dann 3 Tage lang (an den Tagen 5, 6 und 7) eine Kapsel mit 0,46 mg pro Tag und ab dem 8. Tag täglich eine Kapsel mit 0,92 mg täglich einnehmen
Wie wirkt Zeposia?
Das Immunsuppressivum Ozanimod ist ein Modulator der Sphingosin-1-Phosphat (S1P)-Rezeptorsubtypen 1 und 5. Ozanimod führt zur Lymphozytenretention in lymphoiden Geweben. Der Mechanismus über den Ozanimod seine therapeutischen Wirkungen bei Multipler Sklerose entfaltet ist nicht bekannt. Es wird angenommen, dass eine Verringerung der Lymphozytenmigration in das Zentralnervensystem zur Wirkung beitragen könnte.
Gegenanzeigen
Zeposia darf nicht angewendet werden bei:
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen genannten sonstigen Bestandteile
- Immunschwäche
- Patienten, die in den letzten 6 Monaten einen Myokardinfarkt, instabile Angina pectoris, einen Schlaganfall, eine transitorische ischämische Attacke (TIA), eine dekompensierte Herzinsuffizienz mit erforderlicher stationärer Behandlung oder eine Herzinsuffizienz der New York Heart Association (NYHA) Klasse III/IV hatten
- Patienten mit anamnestisch bekanntem oder aktuell vorliegendem atrioventrikulärem (AV) Block 2. Grades, Typ II, oder AV-Block 3. Grades oder Sick-Sinus-Syndrom, es sei denn, der Patient trägt einen funktionierenden Herzschrittmacher
- Schweren aktiven Infektionen, aktiven chronischen Infektionen wie Hepatitis und Tuberkulose
- Aktiven malignen Erkrankungen
- Schwerer Leberfunktionseinschränkung (Child-Pugh-Klasse C)
- Schwangerschaft und Frauen im gebärfähigen Alter, die keine zuverlässige Methode zur Empfängnisverhütung anwenden
Nebenwirkungen
Die am häufigsten gemeldeten Nebenwirkungen sind:
- Nasopharyngitis (11 %),
- erhöhte Alaninaminotransferase (5 %)
- erhöhte Gamma-Glutamyltransferase (5 %).
Die häufigsten unerwünschten Arzneimittelwirkungen, die zum Behandlungsabbruch führten, hingen mit erhöhten Leberenzymen zusammen (1,1 %).
Wechselwirkungen
Mit folgenden Arzneimitteln können Wechselwirkungen bei der gleichzeitigen Anwendung mit Ozanimod auftreten:
- Brustkrebsresistenzprotein (BCRP) -Inhibitoren (Ciclosporin, Eltrombopag)
- CYP2C8-Inhibitoren (z. B. Gemfibrozil, Clopidogrel)
- CYP2C8-Induktoren (z. B. Rifampicin)
- Monoaminoxidase-Inhibitoren (z. B. Selegilin, Phenelzin)
- Arzneimittel, welche die Herzfrequenz oder die atrioventrikuläre Erregungsleitung verlangsamen (z. B. Betablocker oder Calciumkanalblocker)
- Eine Impfung während der Behandlung mit Ozanimod sowie bis zu 3 Monate danach kann weniger wirksam sein. Die Anwendung von attenuierten Lebendimpfstoffen kann ein Infektionsrisiko bergen und sollte daher während der Behandlung mit Ozanimod und für bis zu 3 Monate danach vermieden werden.
- Antineoplastische, immunmodulatorische oder nicht-kortikosteroidhaltige immunsuppressive Therapien
Studienlage
Die Zulassung basiert auf Daten aus den zwei klinischen Phase-III-Studien SUNBEAM (NCT02294058) und RADIANCE (NCT01628393) mit insgesamt 2.666 RRMS-Patienten.
Die Studien konnten zeigen, dass Ozanimod im Vergleich zu Interferon beta-1a (Avonex) eine starke Wirksamkeit aufwies. Diese wurde an der annualisierten Rückfallrate, der Anzahl und Größe der Hirnläsionen und dem Rückgang des Hirnvolumens gemessen.
In der ersten Studie, die länger als ein Jahr dauerte, war die durchschnittliche Anzahl von Rückfällen pro Jahr bei Patienten, die mit der Standarddosis von Zeposia behandelt wurden, etwa halb so hoch wie bei Patienten die mit Interferon beta-1a, behandelt wurden (0,18 gegenüber 0,35 Rückfällen).
In der zweiten Studie (SUNBEAM), die zwei Jahre dauerte, hatten Patienten, die mit der Standarddosis Zeposia behandelt wurden, durchschnittlich 0,17 Rückfälle pro Jahr, verglichen mit 0,28 bei Patienten, denen Interferon beta-1a verabreicht wurde.