Informationsbrief zu Abraxane

Der Hersteller informiert über einen vorübergehenden Lieferengpass von Abraxane 5 mg/ml (Paclitaxel) bis Ende Januar 2023.

Infobrief

Die Firma Bristol-Myers Squibb informiert darüber, dass das Arzneimittel Abraxane 5 mg/ml Pulver zur Herstellung einer Infusionsdispersion vorübergehend eingeschränkt lieferfähig ist. Kurzzeitige Lieferausfälle könnten derzeit nicht verhindert werden.

Ursache für den Lieferengpass ist laut Hersteller eine erhöhte Nachfrage, wodurch sich die Nachlieferung aus dem Herstellerwerk verzögert. Die Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit des Arzneimittels sind nicht beeinträchtigt. Das Ende des Engpasses wurde zunächst auf Mitte November 2022 geschätzt, aktuell geht das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) von einem Engpass bis Ende Januar 2023 aus. Neben Abraxane ist auch das Präparat Pazenir betroffen.

Kein Austausch durch andere Formulierung

Bristol-Myers Squibb evaluiert derzeit, ob auf Bestände aus anderen europäischen Ländern zurückgegriffen werden kann. Bei dem betroffenen Wirkstoff handelt es sich um eine spezielle Formulierung des Zytostatikums Paclitaxel. Das sogenannte nab-Paclitaxel (Paclitaxel-Humanserumalbumin-gebundene-Nanopartikel) soll laut Fachinformation nicht durch eine andere Formulierung ersetzt werden.

Gestattung für Einzelimport ausgelaufen

Das BfArM hatte gemäß §§ 10 Absatz 1a und 11 Absatz 1c Arzneimittelgesetz (AMG) gestattet, dass Abraxane im Einzelfall aus anderen europäischen Ländern (Dänemark, Norwegen und Island) durch den Hersteller eingeführt und in den Verkehr gebracht werden kann. Diese Regelung war jedoch bis zum 14. November 2022 befristet.

Anwendungsgebiete

Abraxane und Pazenir werden nach aktuellen Leitlinien in Deutschland bei den folgenden Indikationen empfohlen und angewendet.

  • Nichtkleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC), metastasiert: Erstlinientherapie in Kombination mit Carboplatin
  • Mammakarzinom, metastasiert: Monotherapie, wenn die Erstlinientherapie fehlgeschlagen und eine Anthrazyklin-haltige Therapie nicht indiziert ist; Kombination mit Atezolizumab in der Erstlinientherapie beim triple-negativen Mammakarzinom
  • Pankreaskarzinom, metastasiert: Erstlinientherapie in Kombination mit Gemcitabin (nur Abraxane)

Empfehlung der Fachgesellschaften

Da der Lieferengpass noch andauern wird, haben verschiedene onkologische, gynäkologische und gastroenterologische Fachgesellschaften gemeinsam eine Empfehlung für die Behandlung betroffener Patienten herausgegeben.

Während es für Indikationen beim Lungen- und Mammakarzinom Mono- und Kombinationstherapien mit Vergleichbarer Wirksamkeit in Bezug auf die Gesamtüberlebenszeit gibt, fehlen Alternativen beim Pankreaskarzinom bei Älteren und Patienten in reduziertem Allgemeinzustand sowie beim metastasierten, PD-L1-positiven, triple-negativen Mammakarzinom.

Alternativen zu nab-Paclitaxel

Die folgenden Alternativen werden von den Fachgesellschaften empfohlen.

IndikationAlternativen

NSCLC, metastasiert

  • Erstlinientherapie in Kombination mit Carboplatin

Andere Platin-haltige Kombinationschemotherapie, regelhaft in Kombination mit Immuncheckpoint-Inhibitoren:

Mammakarzinom, metastasiert

  • Fehlgeschlagene Erstlinientherapie und Anthrazyklin-Therapie nicht indiziert
  • PD-L1-positiv, triple-negativ, Erstlinientherapie in Kombination mit Atezolizumab
  • Paclitaxel, Docetaxel
  • Keine zugelassene Alternative

Pankreaskarzinom, metastasiert

  • Erstlinientherapie in Kombination mit Gemcitabin
  • Folfirinox (5-Fluorouracil + Folsäure + Irinotecan + Oxaliplatin) bei Patienten in gutem Allgemeinzustand
  • Keine Alternative bei Älteren und Patienten mit reduziertem Allgemeinzustand, da höhere Rate schwerer Nebenwirkungen und Verschlechterung der Lebensqualität


Bedarf für einen Therapiezyklus verordnen

Ärztinnen und Ärzte werden gebeten maximal den Bedarf für einen Therapiezyklus Abraxane 5 mg/ml zu verordnen, um die Patientenversorgung sicherzustellen.

Die Fachgesellschaften fordern die verantwortlichen Behörden und pharmazeutischen Unternehmer auf, kurzfristig alle verfügbaren Ressourcen zu nutzen, um die Versorgung mit nab-Paclitaxel insbesondere bei Patienten zu sichern, bei denen keinen zugelassenen und gleich wirksamen Alternativen zur Verfügung stehen.

PDF öffnenInformationsbrief zu Abraxane

Autor:
Stand:
13.12.2022
Quelle:
  1. Bristol-Myers Squibb, Informationsbrief zu Abraxane 5 mg/ml, 29. September 2022
  2. BfArM, Bescheid zum Antrag vom 29.09.2022 auf Erteilung einer Gestattung gemäß §§ 10 Absatz 1a und 11 Absatz 1c Arzneimittelgesetz (AMG) – Einfuhr und Inverkehrbringen von Abraxane 5 mg/ml Pulver zur Herstellung einer Infusionssuspension, 10. Oktober 2022
  3. BfArM, Empfehlungen der medizinischen Fachgesellschaften vom 07.12.2022 zum Einsatz von nab-Paclitaxel während des Lieferengpasses, 7. Dezember 2022
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