Polyen-Antimykotika

Polyene sind eine Gruppe von Antimykotika, die gegen Pilzinfektionen eingesetzt werden. Es handlet sich um polyzyklische Verbindungen, die aus einer langen Kohlenwasserstoffkette und mehreren endständigen Doppelbindungen bestehen. Die bekanntesten Polyene sind Amphotericin B und Nystatin.

Polyen-Antimykotika

Anwendung

Polyen-Antimykotika wie Amphotericin B werden zur Behandlung von schweren Pilzinfektionen eingesetzt, die durch verschiedene Arten von Pilzen verursacht werden, einschließlich Candida- und Aspergillus-Spezies. Zu den häufigsten Anwendungsgebieten gehören systemische Pilzinfektionen wie fungämische Infektionen (Pilzinfektionen im Blut), invasiver Aspergillose und invasive Candidiasis, die insbesondere bei immungeschwächten Patienten oder Patienten mit schweren Grunderkrankungen wie Krebs auftreten können.

Der Wirkstoff wird jedoch auch in Form von Lutschtabletten oder Suspensionen zur Therapie und Prophylaxe intestinaler Hefemykosen, besonders während der Behandlung mit Medikamenten, die das Hefewachstum im Magen-Darm-Trakt fördern, z. B. Breitspektrum-Antibiotika, Kortikoide und Zytostatika angewendet

Die Polyen-Antimykotika Nystatin und Natamycin werden nur für die lokale Therapie von Pilzinfektionen wie Mundsoor (Candidiasis der Mundhöhle) und Hautpilzinfektionen eingesetzt.

Wirkung

Polyen-Antimykotika wirken durch die Bindung an Ergosterol, welches ein Hauptbestandteil der Zellmembran von Pilzen ist. Die Bindung an Ergosterol führt zur Permeabilisierung der Membran und somit zum Austritt von Zellinhalten. Dies führt schließlich zum Absterben des Pilzes.

Nebenwirkungen

Typische Nebenwirkungen bei systemischer Applikation der Polyen-Antimykotika umfassen aufgrund ihrer potenziellen Nephrotoxizität Nierenfunktionsstörungen. Außerdem können auch Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Leberfunktionsstörungen, Blutbildveränderungen und allergische Reaktionen auftreten.

Darüber hinaus sind bei systemischer Wirkung Elektrolytstörungen wie Hypokaliämie, Hypomagnesiämie und Hypokalzämie bekannte Nebenwirkungen von Polyen-Antimykotika.

Bei intravenöser Applikation, können auch lokale Reaktionen an der Einstichstelle auftreten. In seltenen Fällen wurden neurologische Symptome wie Muskelzucken, Krämpfe und Sehstörungen berichtet.

Werden Polyen-Antimykotika für die lokale Behandlung eingesetzt, wie bspw. der Therapie und Prophylaxe intestinaler Hefemykosen, können häufig Glossitis oder gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen oder Diarrhoe auftreten.

In gelegentlichen Fällen wurde über Urtikaria, Angioödem, generalisierte blasenbildende Dermatosen, wie Stevens-Johnson-Syndrom und die Maximalvariante toxische epidermale Nekrolyse berichtet, wobei der Zusammenhang mit der Anwendung ist.

Wechselwirkungen

Polyen-Antimykotika können verschiedene Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln eingehen, die sich je nach spezifischem Wirkstoff unterscheiden können. Einige der häufigsten Wechselwirkungen umfassen:

  • Nephrotoxizität: Polyene können die Nierenfunktion beeinträchtigen und in Kombination mit anderen nephrotoxischen Arzneimitteln wie Aminoglykosid-Antibiotika oder nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) das Risiko von Nierenproblemen erhöhen.
  • Hepatotoxizität: Polyene können auch die Leberfunktion beeinträchtigen und in Kombination mit anderen hepatotoxischen Arzneimitteln wie bestimmten Antiepileptika oder Antiretroviralen das Risiko von Leberproblemen erhöhen.
  • Kortikosteroide und ACTH können die induzierte Hypokaliämie verstärken.
  • Die gleichzeitige Therapie mit Diuretika kann die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Nierenschädigung erhöhen und die hypokaliämische Wirkung verstärken.

Aufgrund seiner geringen Resorption und der lokalen Anwendung besitzt Nystatin keine klinisch relevanten systemischen Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln.

Kontraindikation

Die Gegenanzeigen der Polyene unterscheiden sich aufgrund der unterschiedlichen Anwendungsgebiete.

Bei der systemischen Behandlung mit Amphotericin B ist das Medikament bei Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder anderen Polyen-Antimykotika, sowie bei Patienten mit schweren Leber- oder Nierenfunktionsstörungen kontraindiziert.

Kontraindikationen für Nystatin und Natamycin sind Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff und anderen Polyen-Antimykotika.

Alternativen

Siehe Antimykotika

Wirkstoffe

Es gibt drei zugelassene Polyene-Antimykotika:

Hinweise

  • Amphotericin B sollte systemisch nur bei schweren, potenziell lebensbedrohlichen Pilzinfektionen eingesetzt werden und erfordert eine regelmäßige Überwachung der Nierenfunktion, Leberfunktion, Serumelektrolyte und des Blutbildes.
  • Bei lang andauernder Infusionsbehandlung muss auf eine mögliche Kumulation geachtet werden.
  • Die meisten Patienten erleiden bei der systemischen Applikation von Amphotericin Unverträglichkeitsreaktionen, wie Schüttelfrost, Fieber, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Myalgie, Arthralgie und Hypotonie.
  • Die Verträglichkeit kann durch die Gabe von Acetylsalicylsäure, Antipyretika, Antihistaminika oder Antiemetika verbessert werden.
Quelle:
  1. Fachinformationen der einzelnen Wirkstoffe
  2. Zotchev, Sergey B. "Polyene macrolide antibiotics and their applications in human therapy." Current medicinal chemistry 10.3 (2003): 211-223.
  3. Lemke, A., A. F. Kiderlen, and Oliver Kayser. "Amphotericin b." Applied microbiology and biotechnology 68 (2005): 151-162.
  4. Lyu, Xin, et al. "Efficacy of nystatin for the treatment of oral candidiasis: a systematic review and meta-analysis." Drug design, development and therapy (2016): 1161-1171.
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