Thiazide

Thiazide gehören zur Wirkstoffgruppe der Diuretika und wurden aus den Carboanhydrase-Inhibitoren entwickelt. Leitsubstanz ist Hydrochlorothiazid. Durch Hemmung des Natrium/Chlorid-Cotransprters in der luminalen Memran der Tubuluszellen im distalen Konvolut wird die Kaliumausscheidung vermehrt und die Calciumausscheidung reduziert.

Diuretika

Anwendung

Thiazid-Diuretika werden angewendet zur chronischen Behandlung von Hypertonie und herzinsuffizienz. Eine akute Behandlung erfolgt bspw. bei der Ausschwemmung von Ödemen.

Wirkmechanismus

Thiazid-Diuretika binden an den Na+/Cl--Cotransporter im frühdistalen Tubulus und inhibieren so den Natrium-Rücktransport, wodurch die Kaliumausscheidung  in der Folge vermehrt und die Calciumausscheidung reduziert wird. Manche Thiazid-Diuretika hemmen zusätzlich auch die Carboanhydrase.

Nebenwirkungen

Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen der Thiazide gehören Störungen des Elektrolythaushalts (Hypokaliämie), erhöhte Blutfettwerte, Appetitmangel, Übelkeit und Hautreaktionen. Selten können eine Hyperurikämie oder Hyperglykämie auftreten.

Wegen eines erhöhten Risiko für Basaliome und Spinaliome unter Hydrochlorothiazid (HCT), wurde 2018 ein Rote-Hand-Brief veröffentlicht. Die photosensibilisierende Wirkung von HCT könnte als möglicher Mechanismus für deren Entstehung  verantwortlich sein.

Wechselwirkungen

Unter der Therapie mit Thiaziden kann es bei gleichzeitiger Anwednung mit folgenden Arzneimitteln zu Wechselwirkungen kommen:

  • andere Diuretika, Antihypertensiva, Beta-Rezeptorenblocker, Nitrate, Vasodilatatoren, Barbiturate, Phenothiazine, trizyklische Antidepressiva und Alkoholgenuss können die antihypertensive Wirkung verstärken.
  • Schleifendiuretika ⭢ Risiko von Störungen des Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushaltes ist erhöht. Entsprechende engmaschige Kontrollen sind daher erforderlich.
  • Salicylate oder andere nicht-steroidalen Antiphlogistika (z. B. Indometacin) ⭢ Die antihypertensive und diuretische Wirkung kann vermindert werden
  • Antidiabetika, serumharnsäuresenkenden Medikamenten, Noradrenalin und Adrenalin ⭢ Wirkungen können abgeschwächt werden
  • Torsade de pointes-induzierende Substanzen wie Klasse-III-Antiarrhythmika (z. B. Amiodaron, Sotalol, Dofetilid, Ibutilid) ,bestimmte Antipsychotika: Phenothiazine (z. B. Chlorpromazin, Cyamemazin, Levomepromazin, Thioridazin, Trifluoperazin), Benzamide (z. B. Amisulprid, Sulpirid, Sultoprid, Tiaprid), Butyrophenone (z.B. Droperidol, Haloperidol) sowie Bepridil, Cisaprid, Diphemanil, Erythromycin i.V., Halofantrin, Mizolastin, Pentamidin, Sparfloxacin, Moxifloxacin, Vincamin i. ν. ⭢ Eine Hypokaliämie begünstigt das Auftreten von ventrikulären Arrhythmien, insbesondere Torsade de pointes.
  • Lithium ⭢ Bei gleichzeitiger Lithiumtherapie wird die kardio- und neurotoxische Wirkung des Lithiums verstärkt. Ist die Diuretikatherapie dennoch unumgänglich, sind eine engmaschige Kontrolle des Lithiumblutspiegels und eine Dosierungsanpassung erforderlich.
  • ACE-Hemmer ⭢ Risiko eines starken Blutdruckabfalls und/ oder eines akuten Nierenversagens bei Therapiebeginn mit einem ACE-Hemmer bei Patienten mit bereits bestehendem Natriummangel (insbesondere bei Nierenarterienstenose). Bei dekompensierter Herzinsuffizienz sollte mit einer sehr niedrigen ACE-Hemmer-Dosis begonnen werden, möglichst nachdem die Dosierung des gleichzeitig verabreichten kaliumausschwemmenden Diuretikums reduziert worden ist. Auf jeden Fall ist die Nierenfunktion (Bestimmung des Serumkreatinins) in den ersten Wochen einer ACE-Hemmer-Therapie zu kontrollieren.
  • andere kaliumspiegelsenkende Wirkstoffe wie z. B. Amphotericin B (i.ν.), Gluko- und Mineralokortikoide (systemisch), Tetracosactid, stimulierende Laxantien
  • Baclofen ⭢ Verstärkung der blutdrucksenkenden Wirkung
  • Herzglykoside ⭢ Hypokaliämie und/oder Hypomagnesiämie verstärken die toxischen Nebenwirkungen der Digitalisglykoside.
  • Kaliumsparende Diuretika (Amilorid, Spironolacton, Triamteren) ⭢ Auch wenn diese Kombination bei bestimmten Patienten sinnvoll ist, kann es zu Hypokaliämien oder Hyperkaliämien (insbesondere bei Patienten mit Niereninsuffizienz oder Diabetes mellitus) kommen.
  • Kaliumausscheidung fördernde Diuretika (z.B. Furosemid), Glukokortikoide, ACTH, Carbenoxolon, Penicillin G, Amphotericin oder Laxantien
  • Metformin ⭢ Erhöhtes Risiko einer Metformin-induzierten Laktatazidose aufgrund der Möglichkeit einer funktionellen Niereninsuffizienz in Zusammenhang mit einer Diuretikatherapie, insbesondere bei einer Behandlung mit Schleifendiuretika.
  • Jodhaltige Kontrastmittel ⭢ Bei einer durch Diuretika verursachten Dehydratation besteht ein erhöhtes Risiko von akutem Nierenversagen, wenn jodhaltige Kontrastmittel (insbesondere in hohen Dosen) verwendet werden.
  • Trizyklische Antidepressiva (Imipramin-Typ), Neuroleptika ⭢ Blutdrucksenkende Wirkung und erhöhtes Risiko einer orthostatischen Hypotonie (additive Wirkung).
  • Calcium(salze) ⭢ Risiko einer Hypercalcämie durch verminderte Calciumausscheidung im Urin.
  • Ciclosporin, Tacrolimus ⭢ Risiko erhöhter Kreatininspiegel im Serum ohne Änderung der zirkulierenden Ciclosporinspiegel, auch bei normalem Wasser- und Natriumhaushalt.
  • Kortikoide, Tetracosactid (systemisch) ⭢ Verminderung der blutdrucksenkenden Wirkung (Wasser- und Natriumretention durch Kortikoide).
  • Zytostatika (z.B. Cyclophosphamid, Fluorouracil, Methotrexat) ⭢ Risiko einer verstärkten Knochenmarktoxizität, insbesondere einer Verminderung der Granulozyten.
  • Chinidin ⭢ Ausscheidung kann vermindert werden.
  • Muskelrelaxantien vom Curare-Typ ⭢ Verstärkte und verlängerte Wirkung.
  • Colestipol und Colestyramin ⭢ Die Resorption wird vermutlich vermindert.

Kontraindikationen

 Thiazide dürfen nicht angewendet werden:

  • bei Überempfindlichkeit gegen den jeweiligen Wirkstoff oder Sulfonamidderivate
  • bei schweren Leberfunktionsstörungen (Praecoma und Coma hepaticum)
  • bei therapieresistenter Hypokaliämie
  • bei schwerer Hyponatriämie
  • bei Hyperkalzämie
  • bei Hypovolämie
  • bei Gicht
  • während der Schwangerschaft
  • während der Stillzeit

Hinweise

Durch die vermehrte Ausscheidung von Kalium sollte ein Monitoring der Elektrolyte erfolgen.

Wirkstoffe

Zu den Thiazid-Diuretika gehören folgende Wirkstoffe:

Alternativen

Siehe Diuretika

Quelle:

[1] Medizinische Chemie; Dieter Steinhilber, Manfred Schubert-Zsilavecz, Hermann J. Roth

[2] Pharmakologie und Toxikologie, Lüllmann, Mohr, Wehling, Hein, 18. Auflage

[3] Fachinformation Xipamid

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