Alkylanzien

Alkylanzien oder auch Alkylierungsmittel sind Zytostatika, die innerhalb einer Chemotherapie zur Behandlung verschiedener Krebserkrankungen angewendet werden. Ihre Wirkung beruht darauf, dass sie Alkylgruppen auf Basen der DNA übertragen, wodurch es zu Strangbrüchen und letztlich zur Apoptose kommt.

Anwendung

Alkylanzien sind alkylierende Wirkstoffe, die eine Alkylgruppe (CnH2n+1) auf die DNA übertragen und in der Onkologie als Krebstherapeutika eingesetzt werden.

Wirkung

Die Wirkung von Alkylanzien beruht vornehmlich darauf, dass diese die Zellteilung durch Vernetzung von DNA-Strängen verhindern. Aufgrund der fortgesetzten Synthese anderer Zellbestandteile wie RNA und Proteine ist das Zellwachstum unausgeglichen und die Zelle stirbt. Die Aktivität von Alkylierungsmitteln hängt nicht von der DNA-Synthese in den Zielzellen ab. Cyclophosphamid hemmt jedoch auch die DNA-Synthese, was den Wirkstoff in seiner Wirkweise und seinem Wirkspektrum von anderen Alkylierungsmitteln unterscheidet.

Alkylanzien wirken durch drei verschiedene Mechanismen, die alle das gleiche Endergebnis erzielen – Störung der DNA-Funktion und Zelltod:

  • Bindung von Alkylgruppen an DNA-Basen, was dazu führt, dass die DNA durch Reparaturenzyme bei ihren Versuchen, die alkylierten Basen zu ersetzen, fragmentiert wird, wodurch DNA-Synthese und RNA-Transkription von der betroffenen DNA verhindert werden.
  • DNA-Schäden durch die Bildung von Quervernetzungen (Bindungen zwischen DNA-Strängen), die verhindern, dass DNA für die Synthese oder Transkription getrennt wird.
  • Induktion einer Fehlpaarung der Nukleotide, die zu Mutationen führt.

Limitationen

Die Funktionalität von Alkylanzien kann in Gegenwart des DNA-Reparaturenzyms O-6-Methylguanin-DNA-Methyltransferase (MGMT) eingeschränkt sein. Die Quervernetzung doppelsträngiger DNA durch Alkylanzien wird durch den zellulären DNA-Reparaturmechanismus MGMT gehemmt. Wenn die MGMT-Promotorregion methyliert ist, produzieren die Zellen kein MGMT mehr und reagieren daher besser auf Alkylanzien. Die Methylierung des MGMT-Promotors in Gliomen ist ein nützlicher Prädiktor für die Ansprechrate von Tumoren auf alkylierende Mittel.

Alkylanzien

Nebenwirkungen

Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Alkylanzien gehören:

  • Neutropenie
  • Myelosuppression
  • Fieber
  • Alopezie
  • Übelkeit
  • Erbrechen

Das Nebenwirkungsprofil kann sich allerdings je nach Substanz unterscheiden.

Wirkstoffe

Platinverbindungen

Stickstoff-Lost-Derivate

Alkylsulfonate

  • Busulfan (Multiples Myelom, CLL, CML)
  • Treosulfan (in Kombination mit Fludarabin im Rahmen einer Konditionierungstherapie vor einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation bei malignen und nicht-malignen Erkrankungen)

Nitrosoharnstoffe

  • Carmustin (Hirntumore, Multiples Myelom, Morbus Hodgkin und Non-Hodgkin-Lymphom als Zweittherapie, fortgeschrittene Tumoren im Gastrointestinaltrakt)
  • Lomustin (palliative Therapie von Hirntumoren, fortgeschrittener Morbus Hodgkin, maligne Melanome, kleinzelliges Bronchialkarzinom)
  • Nimustin (Hirntumore)

Ohne weitere Einteilung

  • Procarbazin (Hodgkin-Lymphom)
  • Dacarbazin (Malignes Melanom)
  • Temozolomid (Glioblastom)
  • Thiotepa (zur Konditionierung vor allogener oder autologer hämatopoetischer Stammzelltransplantation für die Behandlung von hämatologischen Erkrankungen, solide
    Tumore)

Für die orale Anwendung geeignet

Quelle:
  1. Mutschler Mutschler Arzneimittelwirkungen, Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Begründet von Ernst Mutschler, 11., Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
  2. LiverTox: Clinical and Research Information on Drug-Induced Liver Injury, Alkylating Agents, Last Update: March 10, 2015

Abbildung

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